In Luthersbrunn ist viel Geduld gefragt

Pfarrstelle bleibt weiter unbesetzt – Glockenstuhlrenovierung in Hilst hängt ebenfalls an Neubesetzung

Gottesdienst ohne Geläut: Der Glockenstuhl in der protestantischen Kirche in Hilst ist bereits seit vier Jahren stark renovierungsbedürftig. Foto: Seebald

Die Glocken in der protestantischen Kirche Hilst werden wohl vorerst weiter schweigen. Grund ist, dass es für die vakante Pfarrstelle in der Kirchengemeinde Luthersbrunn, zu der Hilst zählt, auch weiterhin keine Bewerber gibt. Das erklärte Wolfgang Schumacher, Sprecher der Evangelischen Kirche der Pfalz auf Nachfrage gegenüber dem KIRCHENBOTEN. „Die Stelle in Luthersbrunn bleibt bis auf Weiteres ausgeschrieben“, bedauerte Schumacher. Ein Bewerber aus dem vergangenen Examensjahrgang war abgelehnt worden.

Seit bereits vier Jahren läuten die Glocken in Hilst nicht mehr, weil unter anderem der Glockenstuhl laut einem Gutachten eines Ingenieurbüros und der Glockensachverständigen Birgit Müller für 40000 Euro saniert werden muss. Über die anstehende Renovierung und die Zukunft der Kirche will Dekanin Waltraud Zimmermann-Geisert allerdings erst entscheiden, wenn die Stelle in Luthersbrunn wieder besetzt ist. Dafür habe sich auch das Luthersbrunner Presbyterium vor Beginn der Vakanz ausgesprochen, erklärte Presbyter Manfred Mangold. In Luthersbrunn war zuletzt Johannes Werle von 2007 bis Ende August 2015 Pfarrer.

Pfarrer Roland Dünckel, der zusammen mit seiner Frau die Vakanz übernommen hat und zweimal im Monat Gottesdienst in Hilst hält, spürt in der Gemeinde zunehmend Unmut darüber, dass die Pfarrstelle so lange unbesetzt bleibt. Dass die Glocken in Hilst nicht läuten, mache die Sache nicht besser, stehe symbolisch für den Stillstand. Er werde aber während der Vakanz nichts unternehmen. Die Gemeinde müsse sich schlichtweg in Geduld üben.

Die lange Wartezeit hat zwischenzeitlich sogar zu Eigeninitiative von Gemeindemitgliedern geführt Im ver­gangenen Herbst hatte Ortwin Schneider, Architekt im Ruhestand und Mitglied der Kirchengemeinde Luthersbrunn, nach Einsicht in das Gutachten und einer Begehung des Glockenstuhls die veranschlagten 40?000 Euro angezweifelt und eine günstigere Renovierung vorgeschlagen. Das Wirken Schneiders hatte die Dekanin kritisiert. Er habe keinen Auftrag des Presbyteriums gehabt.

Nichtsdestotrotz beschäftigt die Gemeindemitglieder weiter das fehlende Läuten, sagt Pfarrer Dünckel. Viele fühlten sich vergessen, Ängste werden laut, die ganze Kirche könnte womöglich geschlossen werden. „Wir hier hinten in Pirmasens fallen hinten runter“, so empfänden einige Gemeindemitglieder die lange Vakanz, sagt Dünckel. „Der Kirchenbesuch ist schlecht, es gibt außerdem keine Toilettenanlage, die allerdings schwer zu installieren wäre, da es keinen Kanalanschluss gibt“, nennt Mangold Gründe für Befürchtungen, die Kirche könne das gleiche Schicksal ereilen wie in Bliesdalheim. Dort fand an Karfreitag letztmals ein Gottesdienst statt.

Dass die lange Ungewissheit solche Ängste schüre, kann Dekanin Zimmermann-Geisert gut nachvollziehen. Dass die Stelle nach dem Ende der Bewerbungsfrist erneut ausgeschrieben werden soll, sei aber eine kleine Chance. „Ich hoffe, dass Pfarrer so noch einmal aufmerksam werden, dass in Luthersbrunn eine Stelle frei ist.“ Und auch wenn ihr lieber wäre, dass größere Renovierungsprojekte erst mit der Neubesetzung angestoßen würden, denkt sie schon über den schlimmsten aller Fälle nach. „Wenn sich die Neubesetzung noch ewig hinauszögert, müsste man darüber nachdenken, ob man auch schon während der Vakanz das Dach der Luthersbrunner Kirche von innen saniert“, sagt die Dekanin. Aktuell ist das Dach nach der äußeren Sanierung von innen nur notdürftig geflickt. Dies hätte selbstverständlich Vorrang vor dem Glockenstuhl in Hilst. Wobei auch hier Handlungsbedarf bestehe.

Unterdessen hat sich das Presbyterium mit der langen Vakanz zwangsweise arrangiert. Unterstützung bekommen die Ehrenamtlichen neben dem Pfarrerehepaar Dünckel von den Schulpfarrern Walter Becker, André Koch und Wulf Pippart, die beispielsweise Taufen übernehmen könnten, sagt Mangold. Doch nicht nur Kasualien gebe es zu erledigen. „Der kirchliche Friedhof macht beispielsweise auch viel Arbeit.“ Das weiß auch Zimmermann-Geisert. „Die Ehrenamtlichen stemmen wahnsinnig viel.“ Sie wisse aber auch, dass das viel Kraft koste. „Ewig ist diese Belastung nicht zu tragen.“ Florian Riesterer

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