Religionen und Konfessionen zersplittern

Erfenbach feiert sein 133. Missionsfest unter freiem Himmel – Pfarrer Jürgen Reichel hält die Festpredigt

Wurde auf der Bühne gefeiert: Der Gottesdienst zu Beginn des Missionsfests. Foto: Jung

Erfenbach. „Leben und Glauben in der Einen Welt“ – unter diesem Thema fand das Missionsfest der Kirchengemeinde Erfenbach statt. Mit dem Missionarisch-Ökumenischen Dienst (MÖD) der Landeskirche hatte sie zu dem jährlichen Ereignis geladen, das bereits zum 133. Mal in Folge gefeiert wurde.

Trotz des unbeständigen Wetters strömten zahlreiche Besucher zur Fuchsdelle im Kaiserslauterer Stadtteil Erfenbach. Ein idyllisches Fleckchen mitten im Wald. Gerade richtig für einen Gottesdienst in der Natur, auch wenn er der Not gehorchend dahin ausgewichen war. „Weil unser Gemeindehaus immer noch überschwemmt ist und das Missionsfest zum Glück hier Asyl gefunden hat“, erklärte Gemeindepfarrer Hartmut Eder.

Die Festpredigt hielt Pfarrer Jürgen Reichel, Generalsekretär der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS) mit Sitz in Stuttgart. „Wer die Konfessionskarten aus den Jahren 1900 mit denen von heute vergleicht, wird sich die Augen reiben“, eröffnete er seine Rede, die sich an den Schriften Jesajas orientierte. „Wohl in keinem Jahrhundert ist religiös so viel in Bewegung geraten wie zwischen 1900 und 2000. Das 20. Jahrhundert war das Jahrhundert der christlichen Mission.“

Die christlichen Kirchen außerhalb Europas, darunter besonders evangelische Pfingstkirchen, seien zu einer großen Bewegung geworden. Religion spiele heute in den meisten Ländern eine größere Rolle als noch vor ein oder zwei Generationen. In Europa, Australien und neuerdings auch in den USA nehme das religiöse Engagement dagegen ab, vor allem für die christlichen Kirchen. Die Landkarten der Religionen und Konfessionen zersplitterten immer mehr. „Wenn nicht einige Länder, unter anderem etliche muslimische, aber auch Indien, religiöse Wanderungsbewegungen unterdrücken, mischen sich die Religionen immer mehr. Wir haben es also weltweit mit einer religiösen Krise zu tun“, sagte Reichel.

Das alte Prinzip „Ein Volk – ein Land – eine Religion“ gelte nicht mehr. Wie etablierte Religionen und neu dazugekommene miteinander auskommen, müsse ausgehandelt werden. Denn Krise bedeute ja nicht Katastrophe, sondern Veränderung. Sie anzunehmen, lasse sich meistern in dem Wissen, „dass Gott überall am Werk ist, auch jenseits der Grenzen der eigenen Sprache, Kultur und Geschichte. Das hilft uns heute sehr“.

Zwar könne eine einzelne Gemeinde, Landeskirche oder ein Missionswerk immer nur punktuell mit Gruppen in anderen Ländern zusammenarbeiten. Entscheidend sei jedoch, weltweite Bezüge zu haben, die Begegnung mit Menschen anderer Herkunft zu suchen und Zeichen der Verbundenheit zu setzen, schlug Jürgen Reichel den Bogen zum Festmotto. Das spiegelte sich auch beim Mitwirken von Dekan Kwame Amoah-Kuma und Pfarrer Alexander Owusu-Addo aus Ghana am Gottesdienst wider. Pfarrer Welman Boba aus Indonesien, der Mitarbeiter beim Missionarisch-Ökumenischen Dienst in Landau ist, las aus dem Alten Testament vor und gab zusammen mit seiner Familie ein Ständchen mit indonesischer Musik. Im Sinne der Ökumene trug auch das Bläserensemble der Kolpingkapelle zur musikalischen Gestaltung bei. Bevor sich die Besucher zum geselligen Austausch zusammenfanden, führten Kinder der evangelischen Kindertagesstätte spielerisch vor, wie einfach Mission heute funktionieren kann.

Die Basler Mission, deren deutscher Zweig seinen Sitz in Stuttgart hat, wurde 1815 von Protestanten aus der Schweiz und Württemberg gegründet. Sie ist Teil der Evangelischen Mission in Solidarität und der größte Trägerverein des ökumenischen Missionswerks „mission 21“. In Partnerländern auf der ganzen Welt fördert die Basler Mission das Gemeindeleben und Hilfsprojekte in unterschiedlichen Bereichen. Wie viele andere im Südwesten Deutschlands unterstützt auch die Kirchengemeinde Erfenbach dieses Engagement. Das Missionsfest, das sie jährlich veranstaltet, drückt die enge Verbundenheit mit der Missionsgesellschaft aus.

Außerdem gehört die Kirchengemeinde dem Arbeitskreis Papua an, der von Landeskirche und Basler Mission getragen wird. Eine Mitgliedschaft, die bereits freundschaftliche Früchte trägt und in diesem Jahr eine Delegation nach Indonesien führt. Friederike Jung

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