Übersichtliche Gestaltung und umfassende Information

Lübbe-Preis an Gemeindebriefredaktionen in Neustadt und Ruchheim überreicht – Joisten: Treffende Bilder und charakteristische Details nötig

Vergabe des Hermann-Lübbe-Preises 2016 (von links): Die fünf Preisträger der Martin-Luther-Kirchengemeinde aus Neustadt mit Chefredakteur Hartmut Metzger und Kirchenpräsident Christian Schad sowie die drei Preisträger aus Ludwigshafen-Ruchheim. Foto: Landry

Der Gemeindebrief der Martin-Luther-Kirchengemeinde in Neustadt ist der Gewinner des Hermann-Lübbe-Preises 2016 für Gemeindepublizistik in der Evangelischen Kirche der Pfalz, den der KIRCHENBOTE zum 15. Mal ausgeschrieben hat. Der Preis des Kirchenpräsidenten geht in diesem Jahr an die Redaktion des „Boten von Ruchheim“, dem Gemeindebrief der protestantischen Kirchengemeinde Ludwigshafen-Ruchheim. Kirchenpräsident Christian Schad überreichte die Preise im Landeskirchenrat im Beisein von Chefredakteur Hartmut Metzger und Mitgliedern der Jury.

Der Gemeindebrief der Martin-Luther-Kirchengemeinde überzeuge durch klare, übersichtliche Gestaltung sowie eine umfassende Information, die das Gemeindeleben mit gesamtkirchlichen Themen verbindet. Auch fänden aktuelle politische Themen, die das kirchliche Leben berühren, Beachtung. Hervorzuheben sei auch, dass die Arbeit der Ehrenamtlichen in der Gemeinde große Wertschätzung erfahre, begründete die Jury ihre Entscheidung. Auch sei positiv zu bemerken, dass die Andacht zu Beginn des Gemeindebriefs nicht Domäne der Pfarrer sei, sondern auch von den in der Gemeinde tätigen Diakoninnen geschrieben werde. Insgesamt betrachte die Jury den Gemeindebrief „als gelungenes Beispiel dafür, wie mit einfachen publizistischen Mitteln ein Höchstmaß an Information erreicht werden kann“.

Der Gemeindebrief „Bote von Ruchheim“ erhalte den Preis des Kirchenpräsidenten zur Vorberichterstattung über das Reformationsjubiläum 2017, weil die Redaktion in einer Artikelserie wichtige Persönlichkeiten der Reformation vorstelle. Dabei wertete es die Jury als Besonderheit, dass sich der Blick nicht auf die bekannten Reformatoren wie Martin Luther, Philipp Melanchthon und Johannes Calvin beschränke. Dargestellt würden auch unbekannte Reformatorinnen wie Argula von Grumbach und Marie Dentière. Dabei sei die Beschäftigung nicht nur literarischer Art, sondern der Vorstellung im Gemeindebrief sei ein Jubiläumsgottesdienst des Frauenbunds vorausgegangen, in dem Frauen aus der Gemeinde in die Rolle der Reformatorinnen geschlüpft seien. Die Jury erkenne mit der Vergabe des Preises den originellen Beitrag an, den die Redaktion gemeinsam mit anderen Gruppen in der Gemeinde für das Reformationsjubiläum geleistet habe.

In seinem Festvortrag präsentierte der Münchner Kirchenrat Hartmut Joisten, der von 1986 bis 1993 beim KIRCHENBOTEN als Chefredakteur tätig war, Gedanken zur Frage, was gute Texte ausmache. Joisten führte aus, dass nicht nur die Inhalte eine zentrale Bedeutung hätten, sondern ein Text müsse auch Freude machen zu lesen und verständlich sein. Es gebe genügend Texte, so Joisten, die zwar inhaltlich tiefschürfen, den Leser aber doch ermüden und ratlos mit der Frage zurücklassen, was der Autor damit wohl sagen will. Joisten präsentierte als Ergebnis eines eigenen Forschungszweigs, der Verständlichkeitsforschung, vier Merkmale, die ein qualitätsvoller Text erfüllen müsse, nämlich Einfachheit, einen logischen Aufbau, Kürze und Prägnanz sowie anregende Zusätze. Letzteres bedeute, ein Text „sollte Sahnehäubchen enthalten, die die Lust am Lesen wecken und bis zum Schluss aufrechterhalten werden, beispielsweise treffende Bilder und Zitate oder charakteristische Details“, so Joisten.

Auch entscheide sich die Qualität eines journalistischen Texts gleich zu Beginn, da es gelingen müsse, den Leser in den ersten 20 Sekunden zu fesseln, so Joisten weiter. Es helfe nicht weiter, wenn ein Autor im mittleren oder letzten Kapitel die faszinierendsten Sprachfeuerwerke entzünde, aber durch einen langweiligen und ermüdenden Einstieg bis dahin den Leser bereits verloren habe, gab Joisten den Gemeindebriefredakteuren als Rat mit auf den Weg. Abschließend zitierte Joisten den als „Sprachpapst der Journalisten“ bekannten Dozenten Wolf Schneider mit den Worten: „Man schreibe kurzweilig und nicht langweilig, muskulös und nicht fett, körnig und nicht seifig, konkret und nicht abstrakt, anschaulich und nicht schwer durchschaubar im Nebel der Begriffe.“

Der Hermann-Lübbe-Preis wird in der Regel alljährlich in Erinnerung an den früheren Chefredakteur des KIRCHENBOTEN, Kirchenrat Hermann Lübbe (1969 bis 1986), vergeben. mas

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