Was Hamburg und Winterbach verbindet

Tilo Brach: Wir fahren unter Gottes Fügung – Südwestpfälzer feiern Motorrad-Gottesdienst auch im Regen

Gut besucht sind die trockenen Plätzchen in Winterbach: Pfarrer Tilo Brach und Frank Palumbo, Sänger und Gitarrist. Foto: Steinmetz

„Mogo“ steht für Motorradgottesdienst in Hamburg ebenso wie im südwestpfälzischen Winterbach. Die Geschichte in und um den Hamburger Michel begann 1983. Anlass war der Wunsch nach einer neuen Partnerschaft zwischen Bikern und Polizei. Der „Mogo“ in Winterbach ging im Jahr 2005 an den Start. Anlass war ein Unfall, die Notfallseelsorge und die Betreuung der Angehörigen. Hamburg hat sich längst zum weltgrößten Biker-Gottesdienst entwickelt. Zwischen 25 000 und 40 000 Biker kommen jedes Jahr. Soweit ist der „Mogo“ in Winterbach noch nicht, aber er ist schon eine kleine Institution.

Der Wunsch nach einem Gottesdienst für Biker und Kirchengemeinde wurde im Anschluss an den tödlichen Unfall an ihn herangetragen, sagt Pfarrer Tilo Brach. Gemeinsam mit seiner Frau Elisabeth betreut er die Gemeinden Battweiler, Oberauerbach und Winterbach. Er ist zudem Vorsitzender des Evangelischen Gemeinschaftsverbands Pfalz. „Damals wollten wir Bewusstsein dafür schaffen, dass man unter Gottes Fügung fährt.“ Zunächst ganz klein, fand der Gottesdienst verbunden mit dem Gemeindefest jetzt bereits zum elften Mal in Folge statt.

Was die „Mogos“ in Hamburg und Winterbach verbindet, ist auch das Wetter. Regnet es in Hamburg, fehlen rund 10 000 Biker. Regnet es in Winterbach, werden immerhin 50 vermisst – so auch am vergangenen Sonntag. Dennoch war der Gottesdienst auf der feuchten Wiese mit mehr als 20 Bikern und 150 Gemeindemitgliedern gut besucht und der Bogen zwischen Werkstattmeister und Seelenklempner straff gespannt.

Brachs Werkstattbuch ist auch an diesem Tag die Bibel. Er steht vor dem überdachten Altar an seinem 1800er Trike (vorne ein dicker und hinten zwei dicke Reifen) im Regen und erklärt allen, dass man, um ans Ziel zu kommen, seinem Navigationsgerät trauen muss. Neben den Menschen kommt bei diesem Freiluft-Gottesdienst auch die Theologie nicht zu kurz. Brach geht es um Römer 8 und die Liebe Gottes, die „jedem von uns gehört“. Daher sei es falsch, Träume aufzuschieben – vor allem nicht die Beziehung zu Gott. Sie könne damit beginnen, dass „wir jeden morgen dafür danken, dass wir leben“. Und so werden nach Paulus-Texten und der Biker-Hymne „Born to be wild“ die in Kreuzform abgelegten Helme gesegnet: nicht als käuflicher Schutzengel, sondern für das, was darunter ist. mez

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