Wo einst David gegen Goliath gekämpft haben soll

Theologiestudenten aus der Pfalz sind am Berg Tel Azekah auf den Spuren der Bibel unterwegs – Größte archäologische Ausgrabung in Israel

Mitallerlei Gerät haben sich in Israel junge Erwachsene - darunter drei Pfälzer Theologiestudenten - in die 3000 Jahre alte Geschichte des Bergs Tel Azekah hineingegraben. Foto: pv

Gut gerüstet gegen den Staub auf dem Ausgrabungsgelände in Israel: Judith Damian aus Speyer. Fotos: Sitzmann/pv

Gut gerüstet gegen den Staub auf dem Ausgrabungsgelände in Israel:Phillip Loos aus Quirnbach. Fotos: Sitzmann/pv

Die berühmteste Steinschleuder der Welt haben die rund 90 meist jugendlichen Ausgräber am Berg Tel Azekah in Israel auch im siebten Ausgrabungsjahr nicht gefunden. Und dennoch: Mit ihren Spitzhacken und Bürsten, Schaufeln und Sandsäcken sind sie der Geschichte der Umgebung wieder ein ganzes Stück nähergekommen. Seit 2012 sind mit einem Jahr Unterbrechung jedes Jahr für rund vier Wochen Freiwillige auf der größten derzeit laufenden Ausgrabung in Israel am Arbeiten. Auf dem Berg sollen der Überlieferung nach viele Schlachten stattgefunden haben, unter anderem das Duell des späteren Königs David gegen Goliath.

Genau diese Erdschicht, die der Eisenzeit zugeschrieben wird, hat die in Speyer geborene Judith Damian im nördlichen Teil des Hügels untersucht. Sie ist mit 13 anderen Heidelberger Theologiestudenten in Israel mit dabei. Immer wieder ist sie in der rund 3000 Jahre alten Schicht auf Fundstücke gestoßen, etwa eine 50 Zentimeter lange Vase. „Die wurde wohl für Öl oder Wein verwendet“, sagt Damian, die unter sengender Sonne bei rund 40 Grad Sandsäcke geschleppt hat. Die Hitze kennt sie, war die Studentin doch bereits vor fünf Jahren für ein Auslandsjahr mit der Evangelischen Mission in Solidarität in Jordanien. Im vergangenen Semester studierte sie in Jerusalem.

Rund eine Autostunde entfernt liegt der Tel Azekah in der Sh’fela, ein Bereich zwischen den judäischen Bergen und der Küstenebene. Durch seine Lage war er ein Außenposten der Judäer gegen die Philister unter König Saul, wie es im Buch Samuel überliefert wird. Aber auch im Buch Josua ist von Schlachten in diesem Gebiet die Rede. Die wiederum werden auf die heutige Bronzezeit datiert. Andreas Porcher aus Birkenfeld hat als Freiwilliger in einem anderen Areal des Hügels geholfen, eine gewaltige Stadtmauer dieser Zeit auszugraben. Möglicherweise ist sie die größte bronzezeitliche Stadtmauer ganz Israels. Neben Tonscherben hat der Theologiestudent vor allem Knochen von Ziegen oder Reste von Fischen entdeckt, die beim Mauerbau einfach als Schutt dazugeworfen wurden. Denkbar sei, sagt er, dass auch noch Opfergaben im Fundament auftauchen. Die könnten beim Mauerbau zugegeben worden sein, um ihr magische Stärke zu verleihen.

Neben der körperlich anstrengenden Arbeit sei es auch eine Herausforderung, sich in dem internationalen Team zu verständigen, sagt Porcher, der nach drei Wochen Grabung noch eine Woche das Land kennenlernen will. Hauptsächlich werde unter den Teilnehmern aus Deutschland, England, Spanien, Vietnam, den USA, Israel, China, Tschechien oder Serbien Englisch gesprochen. Spaß mache es auf jeden Fall. „Es ist toll, verschiedene Kulturen auf diese Weise kennenzulernen.“ Immer wieder unterstützen sich auch Mitglieder der verschiedenen Ausgrabungsareale gegenseitig. Besonders interessant für die Ausgräber: Jeden Tag kommen mehrere israelische Gruppen zu Besuch. Denn der Tel Azekah ist bis heute eine wichtige Gedenkstätte für Juden: Kindergärten, Schulen, Orthodoxe und Gruppen des Militärs kommen aus ganz Israel, um dort dem Kampf des Kleinen gegen den Großen zu gedenken.

Jetzt, gegen Ende der Ausgrabungszeit, geht es vor allem darum, die Ausgrabungsstätte zu sichern und die Funde für die weitere Forschung zu katalogisieren, sagt Phillip Loos aus Quirnbach, der in den Mauern eines rund 3000 Jahre alten Hauses Sand wegfegt. Schließlich steht bereits der Termin für die nächste Ausgrabungssaison im kommenden Jahr fest. Und wohl auch dann werden wieder Pfälzer Theologiestudenten mit dabei sein. Florian Riesterer

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