Seltener Fund im Sperrmüll

Restaurierte Lutherlithografie ist jetzt in Haßlocher Museum zu sehen

Vor ihrer Restaurierung stark beschädigt: Die seltene Lithografie von 1883. Foto: pv

Haßloch. Eine seltene Lithografie, die Luther im Kreise seiner Mitarbeiter zeigt, hat der Haßlocher Kunsthistoriker Hanns Hubach vom Sperrmüll gerettet. Das Bild ist nach seiner Restaurierung nun als Leihgabe im Otto-Dill-Saal des Haßlocher Heimatmuseums in der Gillergasse 11 zu sehen.

Der 75 mal 100 Zentimeter große Öldruck stand offenbar jahrelang auf dem Speicher eines Vorderpfälzer Pfarrhauses, bevor er bei Renovierungsarbeiten auf den Müll kam, ergaben Nachforschungen. Eine dicke Ruß- und Staubschicht überzog das Bild, an vielen Stellen blätterten die Farbschichten bis auf den Grund ab. So hatte die Karlsruher Restauratorin Christina von Buchholtz viel zu tun. Sie retuschierte unter anderem Risse und Kratzer.

Die Lithografie entstand anlässlich der Feierlichkeiten zum 400. Geburtstag Martin Luthers 1883. Der deutsche Kaiser Wilhelm wollte allen evangelischen Volksschulen, Bürgerschulen, Stadtschulen und öffentlichen höheren Mädchenschulen ein Andenken an diesen Tag zukommen lassen – ein Gemälde des Historienmalers Leonhard Gey. Unter dem Titel „Dr. Martin Luther im Kreise seiner Mitarbeiter die heilige Schrift verdeutschend“ hat Gey neben Luther den Diakon der Wittenberger Stadtpfarrkirche, Georg Rörer, Reformator Johannes Bugenhagen, Johann Förster, Philipp Melanchthon, Caspar Crutzinger und Justus Jonas abgebildet. Dieser hatte Luther auf dem Reichstag zu Worms 1521 vor Kaiser Karl V. verteidigt. Das Original entstand 1881 und wurde direkt vom Preußischen Innenministerium angekauft. Otto Troitzsch, Betreiber des Königlichen Hofkunstinstituts, fertigte die Lithografien. Das Originalgemälde gehört inzwischen der Alten Nationalgalerie zu Berlin, ist aber als Dauerleihgabe an die Lutherhalle Wittenberg abgegeben.

Das Motiv war wenige Jahre nach der Reichsgründung unter dem ersten evangelischen Kaiser ein wichtiger Aspekt nationaler protestantischer Identitätsstiftung. So gewann Geys Bild schnell große Popularität. Als Druck hing es in vielen evangelischen Pfarrhäusern, der Maler übersetzte es 1884 in ein Wandbild zur Dekoration der Aula des ehemaligen Königlichen Gymnasiums in Dresden-Neustadt. Trotz intensiver Nachforschungen konnte bisher lediglich in Brandenburg ein weiteres erhaltenes Exemplar der Lithografie nachgewiesen werden, schreibt der Herausgeber der „Haßlocher Heimatblätter“, Wolfgang Hubach. Nach Abschluss der Ausstellung soll das Bild auf Dauer in das „Schulzimmer“ des Haßlocher Museums integriert werden. flor

Geöffnet: Sonntag, 17. und 24. November, 14.30 bis 17 Uhr, Gillergasse 11.

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