Schulschwänzen für einen besseren Klimaschutz

Der Schüler Jan Zielonka aus Ludwigshafen ist Klimaaktivist bei der Bewegung „Fridays for Future“ und Mitglied bei der Evangelischen Jugend

Ohne Pause für Klimaschutz: Jan Zielonka will einen Bewusstseinswandel anregen, um die Welt etwas besser zu machen. Foto: Landry

Die im Zeugnis vermerkten zehn Fehlstunden wegen Schulschwänzens stören ihn nicht. Und aufs Streiken will er auch in den Sommerferien nicht verzichten. „,Fridays for Future‘ macht keine Pause“, sagt Jan Zielonka. Der 18-jährige Schüler aus Ludwigshafen beteiligte sich in der ersten Ferienwoche an einer Demonstration für mehr Klimaschutz – und hat schon die nächste im Blick. Im August, wieder an einem Freitag, will er gemeinsam mit anderen Schülern in Ludwigshafen dafür auf die Straße gehen. Viel Lehrstoff hat er nicht verloren an den Freitagen, an denen er dem Unterricht fernblieb, erzählt der hochgeschossene junge Mann mit der langen Jesus-Mähne. „Die Demos begannen erst um 11 Uhr“, sagt Zielonka, der sich bei der Evangelischen Jugend in Ludwigshafen engagiert. Zuvor waren er und seine Klassenkameraden auf ihrem Platz im Carl-Bosch-Gymnasium. „Warum seid ihr nicht auf der Demo?“, wunderte sich der Religionslehrer, als an einem Freitag einmal nicht demonstriert wurde. Die beiden Fachlehrer für Physik und Religion seien „ganz entspannt“ und zeigten viel Verständnis, versichert der Teenager.

Der weltweite Protest junger Menschen für eine nachhaltige Klimapolitik hat auch Jan Zielonka verändert, der nach seinem Abitur im kommenden Jahr vielleicht Mathematik und Geschichte auf Lehramt studieren will. Er versucht aufs Auto zu verzichten, fährt Rad und fliegt nicht. Er isst kaum Fleisch und versucht generell, bewusst zu konsumieren und die Umwelt so wenig wie möglich zu belasten.

Zwischen „Fridays for Future“ und der Arbeit der Evangelischen Jugend sieht er große Schnittmengen: „Es geht darum, die Welt einfach ein bisschen besser zu machen.“ Statt in den Urlaub zu fahren, kümmert sich Zielonka auch dieses Jahr bei einer Sommerfreizeit der Evangelischen Jugend lieber um Kinder und Jugendliche.

Die Jugendvertretung der pfälzischen Landeskirche erklärt sich solidarisch „mit den Anliegen, Aktionen und Protesten der zahlreichen Schüler, die jeden Freitag für unsere gemeinsame Zukunft auf die Straße gehen“. Alle Politiker seien jetzt zum Handeln für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung aufgefordert, teilt der Sprecherkreis der Evangelischen Jugend in Kaiserslautern mit.

Landesjugendpfarrer Florian Geith fordert ein klares Bekenntnis der Kirche zu „Fridays for Future“. Diese müsse die Ziele der Bewegung und alle Formen des gewaltfreien Widerstands gegen eine Politik unterstützen, die der Bewahrung von Gottes Schöpfung entgegenlief. Es sei ein ermutigendes Zeichen, dass junge Menschen die Politik zum Handeln aufforderten und sich konstruktiv einbringen wollten.

Gut sei es, dass es auch seitens der Kirche Unterstützung für die Ziele der globalen Klimaschutzbewegung gebe, kommentiert Zielonka. Und doch sollte „Fridays for Future“ unabhängig bleiben, sich nicht zu eng an die Kirche binden. Jeder Mensch habe die Verpflichtung, das Klima und die Umwelt zu schützen – egal, ob er gläubig sei oder nicht. Junge Menschen fänden sich nicht damit ab, wenn die Welt kaputtgehe. „Sie haben sie am längsten.“

Eine Kohlendioxidsteuer müsse eingeführt werden, Inlandsflüge solle es nicht mehr geben, bewusster müsse konsumiert werden, zählt Zielonka Vorschläge auf. Auf Verbote setzt er weniger auf dem Weg zu einem nachhaltigen Lebensstil. Doch ohne Druck, auch gewaltfreien Widerstand, werde es nicht gehen, wenn Politiker auf die Forderungen nicht eingingen.

Natürlich seien er selbst und auch alle „Fridays for Future“-Aktivisten in ihrem täglichen Handeln ein Stück weit inkonsequent und müssten nachsteuern, räumt er selbstkritisch ein. Auf den Strom aus der Steckdose für das Smartphone könne man nicht einfach so verzichten. „Auch unsere Klamotten wollen wir nicht wieder selbst nähen.“ Und sicher: Auch manche Flugreise in ferne Urlaubsländer gehöre gestrichen. „Es geht nicht darum, perfekt zu leben, sondern darum, das Beste zu geben“, sagt der Klimaaktivist, „mehr können wir alle eh nicht tun.“ Alexander Lang

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