Nähaufruf für kochbare Schutzmasken aus Stoff

Pfarrerin Martina Kompa aus Limburgerhof sucht Frauen mit Nähmaschine – Behelf für Pflegekräfte in der Sozialstation Limburgerhof

Beim Einkauf im Gemüseladen von Mustafa Sen: Pfarrerin Martina Kompa hat ihre Stoffmaske aufgesetzt. Foto: Korovai

Fast 700 Menschen nutzen die Dienste der Ökumenischen Sozialstation Limburgerhof. 52 Pflegekräfte rücken täglich aus, um viele von ihnen in ihrem Zuhause in Neuhofen, Limburgerhof, Mutterstadt, Altrip, Otterstadt und Waldsee zu pflegen.

Die Schwestern und Pfleger müssen derzeit ohne Nasen-Mund-Schutzmasken arbeiten, weil der Vorrat aufgebraucht ist. Wann Nachschub eintrifft, ist unklar. „Wir haben Angebote von Krisengewinnlern, die bei einer Mindestabnahmezahl von 50000 Atemmasken für 2,50 das Stück 125 000 Euro haben wollen. Das lassen wir sein“, sagt Pflegedienstleiterin Martina Meinel entschieden. Doch werden in der Corona-Krise Masken für Pflegende empfohlen, um die meist älteren Patienten vor Ansteckung zu schützen – in der Anfangsphase, in der die Pflegenden unbemerkt infiziert sein können.

Gemeindepfarrerin Martina Kompa möchte dem Missstand abhelfen. Sie hat nach Rücksprache mit Ärzten und der Sozialstation jetzt einen Aufruf an die nähgeübten Frauen in Bastelkreisen von Kirchengemeinden gestartet: „Bitte nähen Sie Behelfsstoffmasken.“

Es sei klar, dass die Nasen-Mund-Maske aus Stoff nicht dieselbe Schutzwirkung habe, auch schütze sie nicht denjenigen, der sie selber trage. „Aber sie bietet einen gewissen Schutz für sein Gegenüber, beispielsweise die alte Mutter, der er die Einkäufe bringt“, so Kompa. Sie setzt sich die Masken auf, wenn sie zu ihrem Gemüsehändler Mustafa Sen und seiner Frau Imran einkaufen geht. Bereits dieser Behelfsschutz könne die Verteilung von winzigen virusbelasteten Tröpfchen beim Sprechen oder Husten und Niesen in die Umgebung und auf Kontaktpersonen verhindern.

Geeignet seien reine Baumwollstoffe, etwa aus alten Bettbezügen, Laken, Herrenhemden oder Geschirrhandtüchern. Als Kochwäsche seien diese bei 95 Grad Celsius waschbar. Sie könnten auch auf dem Herd in einem Topf mit kochendem Wasser fünf Minuten keimfrei gemacht werden.

„Diese Stoffmasken können Sie nicht den ganzen Tag tragen, sondern nur, bis sie vom eigenen Atem feucht geworden ist. Aber wenn Sie beispielsweise einen älteren Risikopatienten besuchen, ist der Stoffschutz besser als nichts“, ermuntert Kompa zu der Nähaktion. Auch Schwester Ulrike Lahr, Leiterin der Ökumenischen Sozialstation Limburgerhof, und Pflegedienstleiterin Martina Meinel, sind sehr an diesen selbst genähten Masken interessiert. „Denn wir wissen nicht, wann endlich Nachschub mit professionellen Atemschutzmasken kommt“, so Meinel. Vor einigen Tagen hat sie eine E-Mail an das Bundesgesundheitsamt geschickt – mit der Frage, wann die Sozialstation mit vielen älteren Risikopatienten endlich die von der Bundesregierung in Aussicht gestellten professionellen Mund-Nasen-Schutzmasken erhält.

Nähanleitung von der Stadt Essen

Für jene Mitarbeiter im Westpfalzklinikum in Kaiserslautern, die nicht in Kontakt mit Patienten kommen, näht die Grünstadter Schneiderin Anna Eberts inzwischen mit 70 Freiwilligen ebenfalls Stoffmasken. Für den Patientenkontakt in Kliniken sind dagegen FFP2- oder FFP3-Masken Vorschrift.

Eine geeignete Nähanleitung für das Schneidern der kochbaren Behelfsmasken aus Stoff, die drei Falten zur Stoffverstärkung haben, fand Kompa im Internet. Sie stammt von der Stadt Essen, die die Hilfsmasken ebenfalls schätzt und die Anleitungen dafür als Fotonähkurs mit kurzen ergänzenden Texten an Einwohner verteilt hat. Als Draht an den seitlichen Rändern des Stoffschutzes empfiehlt die Pfarrerin Blumenbindedraht, als Band zum Einfassen Schrägband.

Die Pfarrerin hat bereits zwei Frauen aus ihrem kirchengemeindlichen Bastelkreis angesprochen, die sofort bereit waren mitzunähen. Zwei weitere Frauen folgten. Wer Interesse am Schneidern der Behelfsmasken hat, die den Pflegerinnen und Pflegern der Ökumenischen Sozialstation Limburgerhof gute Dienste tun, kann sich melden bei Martina Kompa unter der Telefonnummer 0 6236 /60997, Fax 06236 / 670443, E-Mail: pfarramt.limburgerhof.2(at)nospamevkirchepfalz.de. dob

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