Gottes guter Segen für den kranken Kater Scoopy

Ökumenischer Tiergottesdienst auf dem Gelände des Schäferhundvereins in Contwig hat seit vielen Jahren einen festen Besucherstamm

Gebete und Lieder in Contwig: Waltraut Hirnet erhofft sich für ihren behinderten Kater Scoopy göttlichen Beistand. Foto: cvw

Riesenschnauzer, Pudel und Golden Retriever hat der katholische Dekan Axel Brecht bei der ökumenischen „Atempause“ im Kirchenpavillon auf dem Landauer Gartenschaugelände gesegnet. Foto: VAN

Auf dem Gelände des Schäferhundvereins RSV2000 Contwig haben sich an diesem Samstagspätnachmittag Hunde aller Rassen versammelt. Viele der Hundehalterinnen und Hundehalter kommen bereits seit etlichen Jahren zu dem ökumenischen Tiergottesdienst, der an diesem Tag stattfindet. „Wir segnen alles, Menschen, Weihwasser, Gebäude, Helme, warum nicht auch Tiere?“, erinnert sich die Contwiger Pfarrerin Silke Gundacker an die Diskussion im Gemeindevorstand, als vor elf Jahren die Idee zu dem ersten Gottesdienst mit Tieren aufkam.

Tierarzthelferin Susanne Kampf hatte damals den Vorschlag unterbreitet. Mit dem Gelände des RSV2000 wurde ein passender Ort gefunden, an dem sich die Hunde im Zweifelsfall auch aus dem Weg gehen können und nicht auf zu engem Raum aufeinandertreffen. An diesem Samstag sind es fast ausschließlich Hunde, berichtet Silke Gundacker von Gottesdienstbesuchern quer durch alle Tiergattungen: Pferde, Kaninchen und Hasen, sogar Vögel. „Einmal kam ein Junge mit einem Regenwurm“, sagt Gundacker. Aber auch Plüschtiere hatten die Kinder schon dabei.

Das Konzept scheint aufzugehen. „Wir erreichen eine ganz neue Zielgruppe“, sagt die evangelische Pfarrerin. Außerdem mache es ihr selbst sowie ihren Kollegen, Pfarrerin Elisabeth Brach aus Winterbach und dem katholischen Diakon Paul Beyer, Freude, einmal etwas Neues anzubieten, hinauszugehen zu den Menschen. Trotz Temperaturen um 30 Grad halten die Geistlichen den Gottesdienst zugleich locker und in der korrekten Kleidung dennoch festlich. Die Contwiger Organistin Ruth Kämmer begleitet bei den vielen Liedern.

„Liebe Tierfreundinnen und Tierfreunde“, begrüßte Silke Gundacker, die mit dem Foxterrier-Mischling Cosmo in Obhut ihrer Familie selbst auf den Hund gekommen ist, die Gottesdienstbesucher und fordert zum Dank für Gottes Schöpfung auf.

Die Menschen sollten Verantwortung dafür tragen, sie zu bewahren und auch für die nachfolgenden Generationen zu erhalten, führt sie in ihrer Predigt zur Schöpfungsgeschichte aus. Es sei schön, ein Tier zu haben. „Sie schenken uns viel Freude und geben uns unsere Mühe für sie vielfach zurück“, berichtete sie von ihren Begegnungen mit Mensch und Tier. „Sie sind unsere Mitgeschöpfe, und Gott hat sich etwas dabei gedacht.“ Das Leben mit Tieren sei ein gegenseitiges Geben und Nehmen, biete Schutz und Geborgenheit. Tiere seien den Menschen in vielen Gefühlsregungen nahe, könnten beispielsweise genauso trauern. Auch deshalb kritisiert sie den verantwortungslosen Umgang mancher Menschen mit Tieren. „Halten Sie ihre Augen und Ohren offen für die Tiere in ihrer Umgebung!“, fordert Gundacker auf.

Nach den Fürbitten für den Erhalt der Schöpfung und Gesundheit aller Tiere im Haus, in der Landwirtschaft und der freien Wildbahn segnet Diakon Paul Beyer die Tiere mit Weihwasser. Nur hin und wieder bellt in dem 30-minütigen Gottesdienst einer der rund 15 Hunde. Unter den fast 40 Gottesdienstbesuchern sind auch viele ohne Tiere. „Ich wünsche mir einen Hund, habe aber keine Zeit“, nutzt die junge Oberauerbacherin die Gelegenheit, mit der freundlichen, gelassenen Rottweilerhündin Urle von Hella Lauer aus Contwig zu schmusen. Waltraut Hirnet aus Stambach hat ebenfalls eine Rottweilerhündin. In den Gottesdienst hat sie diesmal aber lieber ihr Katzen-Problemkind mitgebracht. „Er hat es nötiger.“ Denn Kater Scoopy benötigt Vollpflege, Pampers und einen Rollstuhl. „Mein Sohn hat ihn als Katzenbaby vor dem Einschläfern gerettet“, sagt Hirnet über den behinderten Kater, der sich die ganze Zeit über vertrauensvoll an sie kuschelt. Die Südwestpfälzerin ist nicht die Einzige, für die der Tiergottesdienst ganz besonderen Wert besitzt. „Ich habe es für meinen Hund getan“, sagt eine andere Besucherin. In der Regel nehme sie sich keine Zeit für einen Gottesdienst, erklärt sie. Doch beim Contwiger Tiergottesdienst ist sie bereits zum vierten Mal. Cordula von Waldow

Wenn der Tierschutzverein vor der Predigt zu Wort kommt

Gottesdienste zum Thema Schöpfungsverantwortung mit und ohne Beteiligung von Tieren treffen in der Landeskirche den Nerv der Zeit

Mit Tieren in Kontakt kam der katholische Dekan Axel Brecht beim ökumenischen Tiergottesdienst Mitte August auf dem Landauer Gartenschaugelände. „Es kamen so Leute, die sonst nicht den Gottesdienst besuchen“, sagt Brecht. Erfahrung mit Tieren im Gottesdienst hatte der Dekan bereits durch einen Kindergottesdienst in Homburg.

Die Besucher brachten damals Vögel, Katzen oder Kaninchen mit, erzählt er. In Landau seien es jetzt vor allem Hundebesitzer gewesen. Er wolle Respekt vor den Tieren vermitteln, die Menschen viel Gutes tun könnten. Er habe das Gefühl, dass das Bewusstsein für die Bewahrung der Schöpfung gestiegen sei, sagt Brecht. Insofern erfüllten Tiergottesdienste dieses Bedürfnis.

Ganz ähnlich sieht das Anke Rheinheimer. Die Pfarrerin für die Kirchengemeinden Nünschweiler-Windsberg-Walshausen und Dellfeld hat jüngst zu drei Tiergottesdiensten eingeladen. Darin kamen Vertreter des Tierschutzvereins Pirmasens zu Wort. Rheinheimer nahm die Freude, die Haustiere geben, genauso in den Blick wie den gesellschaftlichen Umgang mit Nutztieren. In ihrer Predigt bezog sie sich auf den Apostel Paulus im Römerbrief. „Denn auch die ganze Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes“, heißt es darin. „Weil Tiere eine Seele haben, von Gottes Atem angehaucht sind, haben sie am Ende auch bei Gott ihren Platz und wie wir Menschen die Verheißung auf Erlösung“, so Rheinheimer in ihrer Predigt. Zwar fanden die Gottesdienste selbst noch ohne Tiere statt. „Inzwischen habe ich aber von meiner Kollegin in einer Nachbargemeinde das Angebot, nächstes Jahr zusammen mit ihr und dem katholischen Kollegen beim dortigen Hundesportverein einen Gottesdienst für Mensch und Tier mit unseren beteiligten drei evangelischen Kirchengemeinden und der katholischen Pfarrei zu feiern. Der katholische Kollege würde dabei auch die mitgebrachten Tiere segnen.“

Viele Jahre fand auch in Weisenheim am Berg ein Tiergottesdienst statt, den Pfarrer Otmar Fischer ins Leben gerufen hatte. Er nahm das Ende einer Viehseuche im Jahr 1797 als Anlass, zu dem die Kirchengemeinde ein Gelübde ablegte, Gottesdienste zu feiern. Pfarrer Helmut Meinhardt führte die Tradition fort, zuletzt als ökumenischen Gottesdienst am Freitag nach Allerheiligen. Der katholische Diakon Mathias Reitnauer übernahm die Segnung der Tiere. „Als er eine andere Stelle annahm, habe ich den Gottesdienst mit der Grundschule am Freitagmorgen gefeiert“, sagt Meinhardt. Allerdings fanden diese ohne tierische Begleitung statt. Auch aus Erpolzeim ist ein solches Gelübde überliefert. flor

Pfarrerin Martina Horak-Werz hält am Sonntag, 22. September, 12 Uhr, am Kindlesbrunnen in Gommersheim einen Gottesdienst mit Pferden.

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