Arbeiten auf Augenhöhe mit dem Chef

Aaron Kleins löst Pia Benker als Bundesfreiwilligendienstler bei der Jugendzentrale am Donnersberg ab

Ende und Neuanfang: Aaron Kleins (links) übernimmt Pia Benkers (rechts) Aufgaben in der Jugendzentrale am Donnersberg. Foto: KB

Pia Benker muss loslassen. 18 Monate lang hat die 20-Jährige bei der Protestantischen Jugendzentrale Donnersberg in Kirchheimbolanden gearbeitet, ist zuletzt täglich von ihrem Wohnort Gimmeldingen in die Nordpfalz gependelt. Jetzt naht die Verabschiedung aus dem Bundesfreiwilligendienst. Am Sonntag, 8. März, wird sie den Staffelstab an Aaron Kleins aus Kirchheimbolanden übergeben, der sich für ebenfalls 18 Monate dort einbringen will.

„Ich würde nochmal Bundesfreiwilligendienst machen – und nochmal hier“, fasst Benker ihre Zeit zusammen. So spontan, wir ihre Entscheidung war – „ich wusste nicht sofort, was ich nach dem Abi machen sollte“ –, so nachhaltig hat sie die Arbeit geprägt. Aus dem ­Berufswunsch Architektin wurde der Wunsch, soziale Arbeit zu studieren. Und aus einem schüchternen Mädchen wurde eine Freizeitleiterin, die sich zuletzt nicht gescheut hat, mit blauen Punkten und roten Haaren als Sams beim Zeltlager der evangelischen Jugend im Erdbeertal bei Weidenthal richtig aufzufallen. Sie habe sich bei Bläserfreizeiten immer gewundert, warum sich Mitarbeiter verkleiden und freiwillig zum Affen machen, gesteht sie rückblickend. „Und jetzt mache ich mich freiwillig sehr gerne zum Affen, weil es riesigen Spaß macht“, stellt sie fest.

So überrascht es nicht, dass es die Freizeiten sind, die sie am meisten genossen hat. Zwar hätten auch die Planungen von Spieleabenden und Wochenplänen im Büro Spaß gemacht. Aber „viermal im Jahr eine Woche mit 20 bis 40 Kindern, das ist nochmal was ganz anderes“. Nicht nur wegen den kalten Duschen. Dazukam das Kinderkino im Dekanat. Zwei Wochen im Monat war Benker jeweils in zehn Ortschaften unterwegs – mit Beamer, Tee und Popcorn.

Viel Geld bekam sie für ihren Einsatz nicht. Gerade deshalb hätten sie viele Bekannte und Freunde am Anfang gefragt: „Warum machst du das dann?“ Auch ihre Eltern hätten anfangs nicht verstanden, warum sie noch von zwölf auf 18 Monate verlängert habe. Das sei doch Verschwendung von Zeit. Doch je länger ihr Dienst dauerte und Benker Fotos auf Instagram und Facebook postete, dämmerte allen, wie viel Spaß ihr die Arbeit machte. „Jetzt ist ihnen klar, warum ich die Zeit investiere hier.“

Dazu kommt, dass sich Benker selbst ausprobieren konnte, Verantwortung übernehmen konnte. „Und Kritik kommt nie von oben herab, ich hatte nie das Gefühl, dass ich als Bufdi nichts wert bin“, sagt sie lobend in Richtung ihres Chefs, Jugendreferent Matthias Vorstoffel. Eine Feststellung, die andere Freiwilligendienstler auf bundesweiten Seminaren für ihre Einsatzstellen nicht immer teilten, hat sie mitbekommen.

Ein Raum, in dem er sich unglaublich frei bewegen könne, so drückt es Aaron Kleins aus, sei vor allem der Grund, warum er es nun Pia Benker nachtue als Bufdi der Jugendzentrale. Es ist eine „kleine gesunde Notbremse“ in einer immer schnelleren Zeit, sagt der 19-Jährige. „Hier kann ich ich sein.“ So war für Kleins, der schon seit sechs Jahren bei Freizeiten der Jugendzentrale als Ehrenamtler mit dabei ist, Konfirmandenarbeit und Kinderkino begleitet, von Anfang an klar: „Wenn Bufdi, dann hier.“ Dass es gleich 18 Monate sind, hängt damit zusammen, dass es so bis zum Wintersemesterbeginn passt. Kleins erhofft sich wie Benker Orientierung für sein Studium. Das viele Organisieren könne ihm außerdem im späteren Leben helfen.

Während er sich auf den Gottesdienst freut, in dem ihm Benker die drei Schlüssel für seine Arbeit überreicht, tröstet sich die 20-Jährige mit dem Gedanken, dass sie als Mitglied des Sprecherinnenkreises zumindest monatlich weiter in Kirchheimbolanden vorbeischauen kann. Für den von beiden Bufdis konzipierten Gottesdienst hat sie versucht, das ungezwungene Gefühl des Willkommenseins bei der evangelischen Jugend zusammenzufassen, das Gefühl der Stille nach der Andacht, wenn „man nichts zu sagen braucht, aber alles sagen darf“. „Aber vielleicht“, so schließt sie, „muss man das selbst einmal erfahren.“ Florian Riesterer

Kirchengemeinden können neue Freiwilligenstellen schaffen

Diakonie Pfalz und Arbeitsstelle für Frieden und Umwelt sind in Landeskirche Träger des Bundesfreiwilligendiensts – Über 600 Einsatzorte

Für den Bundesfreiwilligendienst (BFD) innerhalb der Landeskirche gibt es zwei Ansprechpartner beziehungsweise Träger. Dies sind die Diakonie Pfalz und die Arbeitsstelle Frieden und Umwelt der Landeskirche. Hintergrund ist, dass die Arbeitsstelle zuvor für Zivildienstleistende zuständig war, die Diakonie wiederum auch schon zuvor Freiwilligendienste innerhalb eines Freiwilligen Sozialen Jahrs (FSJ) anbot. Dazu kam hier noch der BFD hinzu.

Die Diakonie Pfalz ist Träger von 576 Einsatzstellen, die jeweils eine bis zwei Plätze anbieten. Diese befinden sich in eigenen Einrichtungen sowie in den Einrichtungen anderer diakonischer Träger und in Kirchengemeinden. „An den meisten Einsatzorten ist sowohl ein Freiwilliges Soziales Jahr als auch ein Bundesfreiwilligendienst möglich“, sagt Sprecherin Eva Stern, die selbst schon im Bereich Öffentlichkeitsarbeit Bufdis begleitet hat. 45 Bundesfreiwilligendienstler zählt die Diakonie aktuell, die meisten sind zwischen 16 und 20 Jahre alt. Laut Referatsleiterin Erika Münzer-Siefert sind die beliebtesten Einsatzbereiche beim BFD Krankenhäuser. Weniger nachgefragt sind Ökumenische Sozialstationen oder Kirchengemeinden.

Diese Erfahrung macht auch Gregor Rehm, seit 2018 Referent für den Bundesfreiwilligendienst bei der Arbeitsstelle Frieden und Umwelt. Rund 40 der mehr als 100 angebotenen Stellen für Bundesfreiwilligendienst seien im Schnitt besetzt, aktuell sind es 35. „Krankenhäuser sind beliebt, weil das viele nutzen als Praktikum für Ausbildung oder Studium“, sagt Rehm. Genauso sei es bei den Kindertagesstätten. Schwer zu besetzen sei die Altenpflege.

Im Bereich der Kirchengemeinden seien frühere Zivildienststellen als BFD erhalten geblieben. Oft gehe es dabei um Hausmeistertätigkeiten oder Mithilfe im Büro. Einige Stellen seien zwischenzeitlich weggefallen, weil sie nicht genutzt wurden. „Wir versuchen aber auch, neue, stärker inhaltlich konzipierte Stellen zu schaffen“, sagt Rehm. Als Beispiele nennt er die Bereiche Besuchsdienst oder Hausaufgabenbetreuung. Inhaltlich konzipierte Stellen gebe es bereits im Haus der Familie in Bad Bergzabern, wo zwei Bufdis im Einsatz sind.

Grundsätzlich kann jede Kirchengemeinde eine BFD-Stelle schaffen, sagt der Referent. Vom Bund gibt es dafür einen finanziellen Zuschuss von 350 Euro im Monat. Nachgewiesen werden muss nur, dass die Stelle arbeitsmarktneutral und gemeinnützig ist, sagt Rehm. In Kaiserslautern und Neustadt laufen diesbezüglich gerade zwei Anträge. „Im Prinzip ist das keine große Sache, die Vorbereitungen dauern rund ein Vierteljahr“, macht Rehm Kirchengemeinden Mut. flor

Informationen unter Telefon 06232/664-291, fsj@diakonie-pfalz.de sowie unter Telefon 06232/671511, rehm@frieden-umwelt-pfalz.de.

Meistgelesene Artikel