Als Boten mit leisen und lauten Tönen

Oberkirchenrätin Dorothee Wüst ins Amt eingeführt – Bildungsdezernent Michael Gärtner verabschiedet

Beim Einzug in die Gedächtniskirche (von links): Dorothee Wüst, Michael Gärtner, Christian Schad und Markus Jäckle. Foto: Landry

Oberkirchenrätin Dorothee Wüst hat an die Christinnen und Christen appelliert, nicht auf Geschrei und Monologe, sondern auf das leise und zuhörende Gespräch zu setzen. Auch in Schulsälen, Kirchenräumen, Wohn- und Krankenzimmern seien sie täglich Boten und Botinnen Gottes, sagte Wüst am Sonntag in der Gedächtniskirche der Protestation in Speyer. In einem Festgottesdienst wurde sie dort von Kirchenpräsident Christian Schad in ihr neues Amt als Bildungsdezernentin eingeführt, zugleich wurde Oberkirchenrat Michael Gärtner in den Ruhestand verabschiedet.

„Wenn aber eine verirrte Seele meint, es sei Gottes Wille, Leben zu vernichten, dann ist das einfach falsch“, sagte Wüst: „Dann will ich keine Argumente austauschen, dann will ich, dass es aufhört.“ Wenn Ungerechtigkeit Menschen das Leben zur Hölle mache, brauche es klare Worte. Aber klare Worte seien etwas anderes als Schreien und Plärren, als Behaupten und Anprangern. Selbst wenn sich dieser Kommunikationsstil im 21. Jahrhundert etabliere, erwarte sie von ihrer Kirche eine andere Haltung: „Durchdachte Positionen, Respekt vor der Meinung anderer, wertschätzender Umgang und konstruktive Kritik sollen unser Markenzeichen sein.“

Wie Wüst in ihrer Predigt ausführte, beklage Jeremia die Gottvergessenheit seiner Zeitgenossen und den Verlust von Werten und Orientierung, all die Irrungen und Wirrungen, die „auch unseren Alltag begleiten“. In dieses Klagelied könnten Christinnen und Christen aus gutem Grund einstimmen: „Solange Drohneneinsätze still und leise den Tod von Zivilisten in Kauf nehmen, solange Schüler und Schülerinnen auf die Straße gehen, weil sie Angst vor der Zukunft haben, solange Kinder nicht Fahrradfahren können, weil ihre Eltern sich kein Fahrrad leisten können, solange gibt es etwas zu rufen und zu schreien“, sagte Wüst, die am vergangenen Montag 54 Jahre alt wurde. Wüst ist in Pirmasens geboren und war seit 2012 Dekanin des Kirchenbezirks Kaiserslautern.

In einer Zeit, in der sich die Weitergabe der christlichen Tradition nicht mehr von selbst verstehe, seien die Bereiche Bildung, Frieden und Umwelt unverzichtbar, sagte Kirchenpräsident Schad. Oberkirchenrat Michael Gärtner, der seinen Dienst als Pfarrer vor 42 Jahren an der Schule begann und vor sieben Jahren zum Oberkirchenrat gewählt wurde, hätten diese Bereiche immer besonders am Herzen gelegen. Mit 1200 Religionslehrern, 90 Schulpfarrern, dem Evangelischen Trifels-Gymnasium Annweiler und den Studenten sei der Landeskirche ein großer Schatz anvertraut. mez

Meistgelesene Artikel