Seit mehr als sechs Jahren macht sich das Presbyterium um Pfarrerin Christine Gölzer Gedanken um die Sanierung der Orgel in der Dreifaltigkeitskirche. Jetzt haben sich Presbyterinnen und Presbyter mit sieben zu vier Stimmen für die Orgelbaufirma Schuke aus Potsdam entschieden. Mit Folgen: „Ich kann nicht empfehlen, das kirchenaufsichtlich genehmigen zu lassen“, sagt Landeskirchenmusikdirektor Jochen Steuerwald, Orgelsachverständiger der Landeskirche.
Hintergrund ist, dass sich das Presbyterium über die Empfehlung eines Orgelarbeitskreises hinweggesetzt hat. Dieser war gegründet worden, um in der Ausschreibung einen Mittelweg zwischen einem barocken historistischen und einem modernen gemeindeorientierten Neubau der Orgel zu finden. Zum Arbeitskreis unter der Leitung von Pfarrerin Gölzer zählen unter anderen Steuerwald, Orgelbausachverständiger Andreas Schmidt, Bezirkskantor Robert Sattelberger sowie Dekan Markus Jäckle und Henri Franck, Vorsitzender des Bauvereins der Dreifaltigkeitskirche.
Nahezu einstimmig hatten sich die zehn Mitglieder bei den vier eingeholten Angeboten für die Firma West aus Ahrweiler ausgesprochen, gleichzeitig mehrheitlich dem Presbyterium nahegelegt, Schuke keinesfalls zu beauftragen. „Die Firma spielt nicht in der gleichen Liga“, sagt Steuerwald. „Ich habe keine rationale Erklärung für die Entscheidung des Presbyteriums.“ Preislich sei Schuke mit 840000 Euro zwar 40000 Euro günstiger als West. Allerdings bestehe Schuke auf einer Garantie für einen zehnjährigen Wartungsvertrag – mit Folgekosten. „Eine neue Orgel sollte erst einmal wartungsfrei sein“, spricht Presbyter Henri Franck offen seine Bedenken aus.
Pfarrerin Gölzer, die bei der Wartung noch Verhandlungsspielraum sieht, erklärt das Ergebnis der geheimen Abstimmung mit Bauchgefühl. Bei einer Reise zur Orgelwerkstatt Schuke sei der Funke übergesprungen. „Da hört uns endlich mal jemand zu“, erklärten viele Presbyter. Und für das Fundraising brauche sie schließlich ein „Team, das für die Orgel brennt“. Gerade das sieht Franck aber nun in Gefahr. „Wenn man das genaue Gegenteil macht, was Sachverstand empfiehlt, ist das kein Argument zu spenden.“ Zudem ist ohne kirchenaufsichtliche Genehmigung ein Zuschuss der Landeskirche in Gefahr. Dies will Gölzer unbedingt vermeiden. Für Januar ist ein Treffen mit Jochen Steuerwald angesetzt. Endgültig absegnen muss das Ganze ohnehin das zur Hälfte neu zusammengesetzte Presbyterium, das sich im Januar konstituiert. Dann will auch der Bauverein in der Sache beraten. Florian Riesterer