Menschen retten aus Nächstenliebe

von Florian Riesterer

Florian Riesterer

Alleine Appelle zur Seenotrettung von Flüchtlingen im Mittelmeer reichen nicht. Das Schiff, das die evangelische Kirche gemeinsam mit anderen Organisationen auf das Mittelmeer schicken möchte, ist deshalb ein guter Schritt. Kritiker stören sich gerne an Gesinnungsethik der Kirche, werfen „Gutmenschen“ vor, die Wahrheit zu verkennen. Doch die Wahrheit ist, dass ­Tausende Menschen in den vergangenen Jahren im Mittelmeer ertrunken sind. Die Menschen vor dem Tod zu bewahren, ist kein ­politischer Akt, sondern ein Akt der Menschlichkeit, der Nächstenliebe.

Natürlich ist es mit der Rettung alleine nicht getan. Das mussten verzweifelte Menschen erfahren, die wochenlang an Bord etlicher Schiffe einen Hafen suchten, der sie hätte anlegen lassen. Ein Verteilmechanismus für die Geretteten innerhalb der EU ist dringend nötig. Ein klein wenig Hoffnung macht, dass der geistige Brandstifter Matteo Salvini nicht länger als Innenminister in Italien das Zepter in der Hand hält. Aber bei der EU-Innenministerkonferenz kommende Woche in Malta wird es trotzdem nicht einfach.

Zwar gibt es Bewegung bei der Bereitschaft zur Aufnahme von Flüchtlingen. Mehr als 90 deutsche Kommunen, darunter Kaiserslautern, wollen Geflüchtete zusätzlich zu verpflichtenden Quoten aufnehmen. Doch genehmigen muss dies das Innenministerium. Horst Seehofer hat hier bisher alles blockiert. Stattdessen werden Asylbewerber bis zu 18 Monate in Erstaufnahmeeinrichtungen kaserniert. Die Bundesregierung sollte ihre ­Abschiebekultur überdenken und die ausgestreckte Hand der Kommunen ergreifen, die ein Signal für Menschlichkeit setzen. Dann haben die Rettungsschiffe nicht nur ­eine Mission, sondern auch ein Ziel.

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