Das Chaos in den Dörfern vermeiden

von Martin Schuck

Martin Schuck

Früher gab es nur wenige Autobahnen. Wer in den 1960er Jahren mit dem VW-Käfer nach Italien, dem Sehnsuchtsland der Deutschen, fahren wollte, tuckerte gemütlich auf der Landstraße über die Alpen. Je nach Kondition wurden eine oder zwei Zwischenübernachtungen fällig, was der Schweizer und Österreicher Gastronomie Einnahmen brachte, auch wenn diese Länder nicht das Ziel, sondern nur Durchgangsstationen waren.

Wer heute nach Süden fährt, will meist immer noch nach Italien. Aber anders als vor 50 Jahren hat sich der Verkehr vervielfacht. Längst gibt es über den Brenner und andere Alpenpässe Autobahnen, die in wenigen Stunden eine Überquerung der Alpen ermöglichen. Die Zwischenübernachtung ist deshalb die Ausnahme. Allerdings sind Autobahnen dann, wenn alle zur gleichen Zeit das gleiche Ziel ansteuern, höchst stauanfällig. Das ist immer an den Wochenenden der Fall, wenn in mehreren deutschen Bundesländern gleichzeitig die Ferien beginnen. Anstatt in langen Staus geduldig zu warten, fahren viele Autofahrer von den Autobahnen ab, um den Stau zu umfahren. Das provoziert Chaos auf den Nebenstraßen, die für solche Automassen nicht gerüstet sind.

In Österreich wird deshalb in diesem Sommer ein Gesetz ausprobiert, wonach an den Wochenenden für Durchreisende die Abfahrt von der Autobahn verboten ist. Die dahinterstehende Logik ist gut nachvollziehbar: Wer das Land als Durchgangsstation benutzt, soll auf der Autobahn bleiben, die schließlich für Durchgangsverkehr ausgelegt ist. Den Anwohnern in den Dörfern neben der Autobahn sollen Unannehmlichkeiten durch verstopfte Straßen erspart werden. Für die Lebensqualität dieser Menschen muss man hoffen, dass die Umsetzung des Gesetzes gelingt.

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