Potentaten im Zirkuszelt der Welt

von Hartmut Metzger

Hartmut Metzger

Die aktuelle Nachrichtenlage stellt uns Europäer vor die Frage: Wie konnte es eigentlich so weit kommen? Terroranschläge in der Türkei, staatlich betriebener Massenmord in Syrien, ungezügelte Konfrontation in der Ukraine – von Afrika mal ganz zu schweigen. Das Sterben dort wird ohnehin kaum noch wahrgenommen. Dafür gibt es aber immer wieder Applaus für die Erdogans, Putins, Assads und Trumps im Zirkuszelt dieser Welt. Vor fast 240 Jahren hat Gotthold Ephraim Lessing sein letztes Werk „Nathan der Weise“ veröffentlicht. Man sollte es in diesen ­Tagen großzügig nach Ankara, Moskau, ­Damaskus und Florida verschicken.

Es geht dabei gar nicht so sehr um den harmonischen Dreiklang der drei monotheistischen Weltreligionen als vielmehr um Lessings aufklärerisches Anliegen in seiner Parabel: Welcher Ring auch immer der echte sei, werde sich an seiner Wirkung zeigen und den Träger „vor Gott und den Menschen angenehm“ machen. Das ist eine andere ethische Ausrichtung als das, was wir heute an den Bildschirmen erleben. Es geht um die Zielrichtung politischen Handelns. Gilt sie der Allgemeinheit, also möglichst vielen Menschen, oder nur der Macht der Potentaten?

Es ist ein Glücksfall, dass KIRCHENBOTE und „Rheinpfalz“ für die nächste Veranstaltung „500 Jahre Reformation“ am 25. Oktober zwei Frauen gewonnen haben, die das Zusammenspiel zwischen Religion und Politik aus ganz unterschiedlichen Perspektiven diskutieren können: Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), verantwortlich auch für den muslimischen Unterricht in Rheinland-Pfalz, und Bundesministerin i. R. Irmgard Schwaetzer (FDP), Vorsitzende der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland. Dieser Gesprächsabend dürfte spannend werden.

Meistgelesene Leitartikel & Kommentare