Olympische Idee geht den Bach runter

von Klaus Koch

Klaus Koch

Bereits in der Ausbildung lernt ein Journalist, dass es unseriös ist, mit Namen Sprachspiele zu machen. Doch zu Beginn der Olympischen Spiele sei eine unseriöse Ausnahme erlaubt: Mit dem derzeitigen IOC-Präsidenten geht die olympische Idee immer weiter den Bach runter. Der ehemalige Fecht-Olympiasieger Thomas Bach hat es nicht geschafft, das Internationale Olympische Komitee glaubwürdiger zu machen. Der Umgang mit Doping und die Vergabepraxis für die Spiele bleiben fragwürdig. ­Beides hat der EKD-Sportbeauftragte Volker Jung mit Recht kritisiert.

Nun galten die olympischen Ideale von Fairness und Respekt bei den Spielen noch nie in Reinform. Das „Dabei sein ist alles“ ist für viele Spitzensportler ein Muster ohne Wert. Schon eher gilt der unter Athleten verbreitete Spruch: Zweiter ist Letzter. Dennoch macht etwa der Umgang mit dem russischen Staatsdoping klar, dass das IOC ähnlich wie die Formel 1 oder der Weltfußballverband ­Fifa nicht einmal mehr daran interessiert ist, wenigstens den Schein von Anständigkeit zu wahren. Es geht um Macht und Interessen. Um Sport, Athleten oder gar Zuschauer geht es bestenfalls in zweiter Linie.

Langfristig schadet das natürlich dem Sport. Wenn der gedopte Erste gefeiert wird, der saubere 25. jedoch seine Sporthilfe oder Sponsoren verliert, gehen Glaubwürdigkeit und Akzeptanz verloren. Und genau an diesem Punkt ist der Sport ein Spiegel der Gesellschaft. Ähnlich wie der unentdeckte Dopingsünder profitiert der unentdeckte Steuersünder kurzfristig auf Kosten der Allgemeinheit. Langfristig zerstören jedoch beide das System, dem sie ihren Erfolg verdanken. Weil der Ehrliche dabei der Dumme ist und das nur begrenzt lange mitmacht.

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