Für Merkel wird es immer brenzliger

von Klaus Koch

Klaus Koch

Zwei Ereignisse am Beginn dieser Woche hatten nur scheinbar nichts miteinander zu tun: Bundeskanzlerin Angela Merkel traf den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, und die AfD ließ die Gespräche mit dem Zentralrat der Muslime in Deutschland ­platzen. Und die öffentliche Wirkung war wie so oft in den zurückliegenden Monaten. Die Bundeskanzlerin kuscht vor dem mus­li­mischen Despoten, weil sie ihm mit ihrer Flüchtlingspolitik auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist, während die AfD scheinbar kein Jota nachgibt in ihrem Kampf für ein möglichst deutsches Deutschland.

So weit ist es also gekommen mit der politischen Debattenkultur. Wer bei Problemen das Gespräch sucht, ist der Schwache, wer es verweigert, der Starke. Für Merkel wird diese Situation immer brenzliger. Ihr Koalitionspartner SPD schwächelt und weiß nicht, ob es ihm mehr nützt, die Kanzlerin zu unterstützen oder ebenfalls anzugreifen. In ihrer Not machen die Genossen einmal das eine, dann wieder das andere. Der türkische Präsident hingegen nutzt Merkels Notlage und führt sie vor. Und der rechte Flügel ihrer Partei löckt wider den Stachel, weil die AfD immer stärker in CDU-Wählerkreise eindringt.

Noch ist nicht klar, wie die ganze Sache ausgeht. Eine wirkliche Alternative zu Angela Merkel hat weder die CDU noch eine andere Partei. Würde Merkel von sich aus aufgeben und vielleicht UN-Generalsekretärin werden, entstünde ein Machtvakuum. Die politische Mitte, nach der doch immer alle gestrebt haben, würde zerbröseln. Dann könnte Deutschland nur froh sein, dass der Bundespräsident hier nicht direkt gewählt wird. Andernfalls gäbe es womöglich eine Stichwahl zwischen Jürgen Trittin von den Grünen und Björn Höcke von der AfD.

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