Auch der Papst ist Teil der Reformation

von Hartmut Metzger

Hartmut Metzger

Jetzt war Pfingsten, und die säkularen Medien befassen sich eingehend mit dem Geburtstag der Kirche. Das war nicht immer so. Aber Religion und Konfession haben derzeit Hochkonjunktur – vielleicht auch angesichts der Auswüchse des Islam, ganz sicher aber wegen des 500. Jahrestags des Thesenanschlags Martin Luthers in Wittenberg. Die Aufmerksamkeit für dieses erst in knapp 18 Monaten, am 31. Oktober 2017, anstehende Ereignis wird immer größer. Es wird geschrieben, referiert, ausgestellt und geplant. Schließlich wird bereits am Reformationstag dieses Jahres der Startschuss für die Feierlichkeiten fallen. KIRCHENBOTE und „Rheinpfalz“ setzen ihre im April 2009 begonnene Veranstaltungsreihe am Dienstag, 25. Oktober 2016, fort: Aus Liebe zur Wahrheit – Speyerer Thesen zur Reformation.

In den Feuilletons wird rechtzeitig zu Pfingsten eine bereits länger schwelende ­Frage in den Vordergrund gerückt: Warum kommt zum 500. Jahrestag der Reformation Papst Franziskus nicht nach Deutschland? Luther wollte seine Kirche reformieren. Die Ursachen, dass dieser Versuch zur Spaltung führte, waren nicht nur theologisch, sondern auch politisch bedingt – in Deutschland und in Rom. Ohne das Beharren des Papstes hätte es die Reformation niemals gegeben, und ­ohne sie sähe die römisch-katholische Kirche heute anders aus. In biblischen Fragen sind sich beide Kirchen inzwischen spürbar ­nähergekommen, im theologischen Selbstverständnis eher nicht. Vor 500 Jahren hatte der Papst einen wesentlichen Anteil an der Reformation. Jetzt wäre der runde Jahrestag der Reformation doch eine große Chance, der Welt zu zeigen, dass es im Christentum so etwas wie Versöhnung gibt. Auch und ­gerade, weil der Papst Franziskus heißt.

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