Irdische Mütter – himmlische Väter

von Stefan Mendling

Stefan Mendling

Die Mütter bekommen Blumen oder selbst Gebasteltes, die Väter machen blau. So ­ werden traditionell Vatertag und Muttertag begangen. Schon der Bibel sind Väter und Mütter so wichtig, dass ihnen ein eigenes Gebot gewidmet ist: „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren“, lautet das vierte Gebot. Und tatsächlich haben ­ sowohl Vatertag als auch Muttertag ihren ­ Ursprung in der Kirche.

Die amerikanische Methodistin Anna Marie Jarvis führte 1907 in ihrer Gemeinde ein, dass am zweiten Maisonntag der Mütter gedacht wird; sie brachte dadurch ihre Trauer um ihre verstorbene Mutter zum Ausdruck und ließ aus Liebe zu ihr in der Kirche 500 weiße Nelken an andere Mütter austeilen. Damit war der heutige Muttertag geboren. Dass an Christi Himmelfahrt die Herren der Schöpfung die Sause machen, hat sogar einen biblischen Hintergrund: Für Jesus ist es der Tag der Wiedervereinigung mit seinem Vater. Wenn also Väter miteinander losziehen und sich am Abend mit ihren Kindern wieder vereinen, dann wird darin die biblische Geschichte von Christi Himmelfahrt lebendig.

Jesus übrigens hat es offenbar nicht so ernst genommen mit dem vierten Gebot. Er hat seiner Mutter sowohl als Kind wie auch als Erwachsener die meiste Zeit eher Sorgen gemacht; und mit seinem Vater im Himmel hat er am Ende auch gehadert. Von Blumen, selbst gehäkelten Topflappen oder Vater-Sohn-Touren keine Spur. Aber seine letzte Sorge, während er am Kreuz stirbt, gilt dann doch seiner Mutter Maria. Mit den Worten „Frau, siehe, das ist dein Sohn! Siehe, das ist deine Mutter!“ stellt er seiner Mutter den Jünger zur Seite, den er lieb hatte, damit er sie an seiner Stelle ehrt, wie es das biblische Gebot verlangt – nicht nur an Muttertag.

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