Der kleine Mönch und die große Kirche

von Hartmut Metzger

Hartmut Metzger

Am Reformationstag nächsten Jahres ist es schon so weit: Die Protestanten feiern 2017 den 500. Jahrestag des Thesenanschlags Martin Luthers in Wittenberg. Ein kleiner Mönch und Professor wollte die große Weltkirche reformieren und löste mit seinen Gedanken – unter tätiger Mithilfe des Vatikans und seiner damaligen Vasallen – eine Kirchenspaltung aus. Auch Kriege zählten zu den Folgen: Bauernkriege mit durchaus emanzipatorischem Impetus und sogenannte Glaubenskriege, bei denen der Glaube als Deckmäntelchen für machtpolitische Ansprüche und Großmannssucht herhalten musste. Wie ­wenig sich die Welt in den vergangenen 500 Jahren tatsächlich verändert hat.

In der Pfalz und in der Saarpfalz können wir den 500. Jahrestag des Thesenanschlags schon von der Geschichte dieses Grenzlands her nur ökumenisch feiern: katholisch, lutherisch und reformiert. Unsere Vorfahren haben die Konfession fast häufiger gewechselt als die Hemden; ganz so wie es den zahlreichen Landesherrn gefiel. Die Gründung der pfälzischen Landeskirche, die sich 2018 zum 200. Male jährt, war durch und durch ökumenisch motiviert. Zum Beispiel hatten es lutherische Väter und reformierte Mütter 1818 satt, dass ihre Kinder am Sonntag in unterschiedliche Kirchen gingen – die Mädchen mit der Mutter und die Söhne mit dem Vater. Mit der Kirchenunion, der Vereinigung der lutherischen und der reformierten Gemeinden, hat die Gründung der pfälzischen Landeskirche diesen Unsinn beendet. Aber Mischehen gibt es auch heute noch – und wie man sie auch nennen mag: Sie trennen mehr als sie verbinden. In den runden Erinnerungsjahren 2017 und 2018 sollte daher das protestantische Prinzip zur Geltung kommen: ecclesia semper reformanda.

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