Sollen wir unser Kind zur Beerdigung mitnehmen?

Frisches Grab am Westfriedhof in München. Foto: wikipedia
Frisches Grab am Westfriedhof in München. Foto: wikipedia

Der erwachsene Umgang mit Tod und Trauer macht es den Kindern heute nicht leichter, einen eigenen Weg zur Trauer zu finden und ihn zu gehen. Wenn es zum Tabuthema wird, wachsen bei den Kindern oft übermäßig Ängste. Werden ihre persönlichen Erfahrungen mit Todeswirklichkeit und ihre inneren Vorstellungen und Bilder nicht be- und geachtet, kann es zu Missverständnissen kommen. Auch die heute bei Erwachsenen oft zu beobachtende Abwehr gegenüber den Riten und Gebräuchen rund um die Trauer ist wenig hilfreich für Kinder, die den Sinn dieser Abläufe im Vollzug leicht erfassen könnten und so in ihrer Trauer unterstützt würden.

Kinder sind eher neugierig, was rund um Sterben und Tod passiert. Sie beobachten die Menschen und Abläufe, erspüren die Wirkung von Ritualen, Musik und Gesten. Eine Beerdigung hilft Großen und Kleinen, die Todeswirklichkeit zu realisieren. Fragen Sie ihr Kind, ob es mitgehen will. Aber fragen Sie so, dass es durch ihren eigenen Wunsch nicht bedrängt wird. Wenn Sie eigentlich nicht wollen, dass Ihr Kind dabei ist, dann fragen Sie sich selbst, warum das so ist. Sind Sie mit Ihrer eigenen Trauer so befasst, dass Sie sich nicht noch um das Kind kümmern können, dann fragen Sie beim Trauergespräch nach einer Begleitperson oder suchen eine solche im Freundeskreis. Eine solche Begleitperson hat die Bedürfnisse des Kindes im Blick und kann es bei Bedarf aus der Trauergemeinde an den Rand des Geschehens führen. Das könnte nötig sein, wenn drängende Fragen sofort eine Antwort brauchen oder das Kind die emotionale Spannung nicht aushält und „unpassend“ reagiert. Die Begleitung von Kindern in der Trauer erfordert die Beschäftigung mit der eigenen Einstellung zu Tod und Sterben, mit der eigenen Trauer, mit den eigenen Hoffnungsbildern. Im akuten Fall gibt es in der Gemeinde vielleicht erfahrenere Menschen.

Die Kinder sollten von Anfang an und immer wieder in den Trauerprozess eingebunden werden. Wenn irgend möglich und das Kind es will, dann sollte es

  • sich von der/dem Sterbenden verabschieden
  • die Tote/den Toten noch einmal sehen und gegebenenfalls auch berühren
  • an der Trauerfeierplanung (Lieder/Musik, Texte, Blumen ...) aktiv beteiligt werden
  • Abschiedsgeschenke und Erinnerungsstücke auswählen und platzieren
  • zum Malen und Gestalten angeregt werden
  • und zum „Leichen-Ims“ mitgenommen werden können.

So kann ein Kind erfahren, dass der Tod den endgültigen Abschied bedeutet und dass der Gang zum Friedhof, die Gemeinschaft der Trauernden und das gemeinsame wieder Kraft schöpfen beim Ims hält, hilft und tröstet.