Abendmahl mit Kindern

Kinder leben und lernen mit allen Sinnen. Und der Geschmacksinn macht eine wahrhaft wichtige und tiefe Erfahrung möglich. Deshalb erleben wir Kinder beim Abendmahl auch hoch konzentriert und tief berührt. Vielleicht können sie nicht alle theologischen Gedanken wiedergeben, aber es ist ihnen wichtig und wertvoll. Das kommt natürlich nicht von allein. Kinder auf das Abendmahl und dessen Bedeutung vorzubereiten ist unsere Aufgabe. Wir Erwachsenen können die biblischen Geschichten erzählen, die die verschiedenen Aspekte des Abendmahls deutlich machen.

Im Abendmahl feiern wir:

  • Befreiung: Wie das Volk Israel, das sich mit dem Passamahl auf den Weg machte und sich alle Jahre im Passamahl an diesen Aufbruch erinnert, so erinnert uns das Abend­mahl an unseren Aufbruch. Wir sind auf dem Weg zu dem von Gott verheißenen ewigen Freiheitsland. Auf diesem Weg durch die „Wüste“ begleitet uns Gott.

  • Nahrung: Gott gab seinem Volk Manna zu Essen, im Abendmahl nährt er uns mit himmlischem Brot. Das Stückchen Brot lässt uns wieder vertrauen darauf: Gott ist bei uns, ganz nah. Abendmahl ist Wegzehrung auf dem Weg als Christen.

  • Hingabe: Abendmahl ist wie ein Fest, an dem Jesus zu Gast ist, zum Gastgeber wird und schließlich zur Gabe selbst. In Brot und Wein sehen wir die Herrlichkeit Christi.

  • Das große Fest: Beim Abendmahl lädt uns Gott als König ein. Wir sind eingeladen, wir können entscheiden, wir haben keinen Anspruch auf die Einladung, denn Gott ist es, der gut zu uns sein will. Wir werden als Gäste beschenkt und sind damit alle gleich.

  • Abschied und Erinnerung: Traditionell wird das letzte Essen Jesu mit seinen Jüngern als Passamahl eingeordnet und mit Jesus Worten unter das Zeichen seines baldigen Todes am Kreuz gestellt. Mit diesem Tod wird der Sinaibund erneuert für alle. Daran erinnern die Spendeworte zum Kelch. Brot und Wein des Passa werden umgedeutet, denn sie stellen nun Jesus selbst dar.

  • Hoffnung: Jesus lebt und ist im Abendmahl gegenwärtig, bei uns. Das Wort nimmt Gestalt an, wird Gabe, die wir sehen und schmecken können. Weil der irdische und der auferstandene Jesus Tischgemeinschaft mit uns Menschen hatte, darum zerfließt die Grenze zwischen einer alltäglichen Tischgemeinschaft und dem Abendmahl in der Gemeinde – Abendmahl weist uns dahin, wo unser Glaube lebendig werden muss: in unserem Alltag.

Wo finden wir diese Geschichten in der Bibel?

1. Mose 1+2,8.9.15 Gott sorgt für den Menschen und schenkt ihm Leben.

1. Mose 18 Fremde Gäste werden werden von Abraham und Sarah reichlich bewirtet.

2. Mose 13+14 Beim Passamahl erinnern sich die Israeliten an den Auszug aus Ägypten und an ihre Rettung und Befreiung durch Gott.

1. Könige 17+19 Gott sorgt für Elia reichlich und unendlich sowohl als Mehl und Öl kein Ende nehmen (1. Könige 17,14) als auch durch die Speise bringenden Raben (1. Könige 17,4) als schließlich auch scheinbar von Gott weit entfernt und am Ende seiner Kräfte durch einen Engel (1. Könige 19,5-8)

Psalm 23,5 Gott sorgt für uns auch in Bedrohung und Not. Er stärkt uns.

Markus 2,13-17 Jesus lädt zu Tisch in das Haus eines Zöllners diejenigen, die aus der Gesellschaft ausgeschlossen waren. Gott schenkt uns, was wir brau­chen: Gemeinschaft und Freunde.

Lukas 19,1-10 Jesus bei Zachäus, lädt sich bei ihm, dem Sünder und Verachteten ein und isst mit ihm an seinem Tisch. Auch Zachäus gehört dazu.

Johannes 2,1-12: Beim Hochzeitsfest feiert Jesus fröhlich mit, wird dann zum Gastgeber, als er für neuen Wein sorgt, und weil sich im Wein die Herrlichkeit Gottes zeigt, auch zur Gabe selbst (siehe oben unter „Hingabe“).

Matthäus 11,19: Jesus hält Tischgemeinschaft mit den Ausgestoßenen und Verachteten, weshalb ihn das Volk Säufer und Fresser nennt.

Markus 14,22-25: Eingeladen sind alle Jünger trotz ihrer Fehler und ihrer Schuld.

Plakat des Gesamtverbandes für Kindergottesdienst der EKD zum Thema
Plakat des Gesamtverbandes für Kindergottesdienst der EKD zum Thema

Aber war es nicht immer so, dass man erst bei der Konfirmation zum ersten Mal zum Abendmahl ging? Es war eben nicht schon immer so. Bis ins Mittelalter war es weit verbreitet, dass Kinder zum Abendmahl der Gemeinde gehen durften. Jedoch begann im 6. Jahrhundert die Kritik daran. Wesentlicher Grund dafür war die wachsende Scheu vor den gewandelten Elementen: Leib und Blut Christi. Kinder könnten nicht ehrfurchtsvoll genug den Elementen begegnen, meinte man. Und so entwickelten sich Hürden: das Alter, eine Unterweisung und schließlich die Prüfung ab der Reformation. Abendmahl mit Kindern nimmt also eine alte Tradition wieder auf. Es gilt: Wer getauft wird, ist zum Abendmahl eingeladen. Die Taufe ist das Sakrament für den Anfang und einmalig und das Abendmahl ist das Sakrament für den Weg, das uns immer wieder an unsere Taufe erinnert und uns stärken will auf unserem Lebensweg.

Und wenn wir Kinder taufen, sollten wir sie auch auf das Abendmahl vorbereiten. In der Gemeinde kann das in der Kita, in Krabbelgruppe und –gottesdienst, in der Kindergruppe und im Kindergottesdienst geschehen. Aber natürlich kann es auch zu Hause ein Thema sein. Dazu ist das kleine Pixi-Büchlein „Das ist Abendmahl“ eine hilfreiche Unterstützung. Und falls jemand behauptet, Kinder könnten das mit dem Abendmahl noch nicht verstehen, dann ist es doch letztlich gar nicht zu begreifen, sondern bleibt ein Geheimnis des Glaubens. Kinder nehmen aber die Atmosphäre auf, begreifen auf ihre emotionale Art die Ernsthaftigkeit des Geschehens und das symbolische Essen wird ihnen wichtig. Mit Worten beschreiben, was Abendmahl ist und bedeutet – welchem Erwachsenen wird so etwas vorher abverlangt?

Die vielen biblischen Geschichten, die oben aufgeführt sind, deuten auf wichtige Aspekte des Abendmahls hin nicht darauf, dass Kinder ausgeschlossen werden sollen. Wie gut, dass bei uns nach vierzig Jahren Diskussion 2006 das Gesetz von der Synode beschlossen wurde und seitdem Kinder nicht mehr vom Abendmahl ausgeschlossen werden können.