Worte und Töne als wohltuend betont

Kirchenpräsident Schad spricht bei Orgelabend – Simon Reichert: Die eine Hälfte funktioniert in etwa

Wort, Ton und Information an der renovierungsbedürftigen Steinmeyer-Orgel in Maikammer (von links): Christian Schad, Simon Reichert und Jochen Keinath. Foto: LM

Kirchenpräsident Christian Schad hat die Reformation Luthers als eine Singbewegung bezeichnet. „Neben der Bibel wurde das Gesangbuch zur wichtigsten Quelle der protestantischen Gemeinden“, sagte Schad in Maikammer, wo er in der Veranstaltungsreihe der Fördergemeinschaft Orgel der Johanniskirche sprach. Viele Anhänger Luthers hätten sich in den neuen Glauben nicht bloß hineingedacht, sondern „sich hingebungsvoll hineingesungen“.

Schad betonte, dass sich das „Priestertum aller Glaubenden“ für Martin Luther exemplarisch im gemeinsamen Singen verwirkliche. „Die Musica hilft sehr wohl zur Andacht. Sonderlich, wo die Gemeinde mitsingt, und es fein ernstlich zugehet“, zitierte er den Reformator. Gesprochene und gesungene Predigt stünden gleichberechtigt nebeneinander, wobei das gesprochene Wort stärker den Verstand, das gesungene stärker Gefühl und Willen anspreche. Die Musik habe im Gottesdienst keine zweitrangige Funktion, sondern sei unzertrennlich mit der Predigt verknüpft. Beide wirkten zusammen an der gemeinsamen Aufgabe, das „Evangelium öffentlich auszurufen: „zu singen und zu sagen, wie freundlich der Herr ist“, betonte Schad.

Der Neustadter Bezirkskantor Simon Reichert begleitete den Vortrag des Kirchenpräsidenten mit verschiedenen Zwischenstücken – von Nicolaus Bruhns bis Mendelssohn – an der Orgel. Über den Zustand des Instruments der damals führenden Firma Steinmeyer („Das Beste, was möglich war.“) sagte er: „Die eine Hälfte funktioniert noch in etwa, die andere Hälfte gehört dringend renoviert.“ Trotz dieser Einschränkungen kam Gemeindepfarrer Jochen Keinath zur Einschätzung: „Die Worte und Töne waren einfach wohltuend.“ Mit dem Vortrag unter dem Titel „Gottes Wort will gepredigt und gesungen sein – Martin Luther und die Musik“ sowie dem Orgelspiel setzten Schad und Reichert einen Kontrapunkt zu dem Gesangsverbot in Corona-Zeiten, in denen schon einige Veranstaltungen der Fördergemeinschaft abgesagt werden mussten.

Pfarrer Keinath informierte die Besucher des Orgelabends, dass der Kirchengemeinde ein Angebot zu einer umfassenden Orgelrenovierung vorliege und sie mit Gesamtkosten von rund 160.000 Euro rechne. Die Fördergemeinschaft habe bereits 68.000 Euro eingesammelt und wolle die Zeit bis zum Beginn der Arbeiten im Jahr 2022 für Förderanträge und weitere Spendenaktionen nutzen. Der Orgelwein sei ausverkauft, und ein Orgelsecco sei in Planung, sagte Keinath. Da Kirche und Orgel 1913 zeitgleich gebaut wurden, gelte das Ensemble in Fachkreisen als ein Gesamtkunstwerk. mez

Spenden: Sparkasse Südliche Weinstraße, DE91 5485 0010 0000 0053 14
Kennwort: Orgel Maikammer

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