Neue Willkommenskultur für Flüchtlinge

„Das Cottage von Carrigaholt“: Autorin Mirjam Wilhelm erzählt über ihre Arbeit an historischem Roman

Autorin und Ideengeber: Mirjam Wilhelm auf Heimatbesuch bei ihrem Vater, dem Ruhestandspfarrer Jörn Wilhelm, in Steinbach. Foto: Nobi

Die bewegende Geschichte vom ersten Pfälzer Massenexodus vor mehr als 300 Jahren nach Irland packte sie sofort. Mehr als 10.000 pfälzische Protestanten flüchteten 1709 aufgrund der Gängeleien ihres katholischen Kurfürsten sowie wegen Krieg und Hungersnot nach England, erzählt die in Hamburg lebende Reisejournalistin und Autorin Ulrike Mirjam Wilhelm. Viele zogen weiter nach Übersee, rund 500 Familien mit etwa 3000 Personen wurden aber auf der irischen Insel angesiedelt.

In Irland seien die „fleißigen, frommen Pfälzer“ zwar von vielen Einheimischen mit offenen Armen empfangen worden, sagt die 1967 in Ludwigshafen geborene Autorin. Wie auch in Deutschland vor fünf Jahren sei die „Willkommenskultur“ leider schnell gekippt, zieht sie eine Parallele in die Gegenwart. Damals wie heute hätten sich auch Missgunst und Hass gegenüber den Neuankömmlingen breitgemacht. „Dieser historische Stoff hat mich gekriegt“, erzählt Wilhelm, wie sie die Idee zu ihrem fünften Roman bekam.

In ihrem neuen historischen Roman „Das Cottage in Carrigaholt“ entwickelt sie eine Liebesgeschichte auf zwei Zeitebenen: Vor dem Hintergrund einer in der Pfalz spielenden Lovestory lässt Wilhelm die Zeit der großen Auswanderung von damals lebendig werden. Auf das Thema kam die Irland-Liebhaberin, die in einem protestantischen Pfarrhaus im nordpfälzischen Göllheim aufwuchs, über ihren Vater, den in Steinbach am Donnersberg lebenden Ruhestandspfarrer Jörn Wilhelm. Dieser – selbst geprägt durch die Flucht seiner Familie 1945 aus Mecklenburg-Vorpommern nach Westen – schenkte ihr das Buch „Pfälzer in Irland“ (1989) von Rüdiger Renzing.

Fortan beschäftigte sich die studierte Historikerin und Volkswirtin intensiv mit der Geschichte der „irischen Pfälzer“. Viele wurden Landpächter. Wenn Menschen flüchteten, sei dies für ihre Heimatländer ein geistig-kultureller Verlust, beklagt Wilhelm. Die aus dem Land gedrängten Pfälzer hätten damals „in jedem Dorf gefehlt“. Die Auswanderung nach Irland sei anders als die Auswanderungsgeschichte der Pfälzer nach Amerika bis heute kaum im Blick.

Ihr Buch will die Pfarrerstochter als einen Appell für ein neues „Willkommen!“ gegenüber Geflüchteten in Deutschland verstanden wissen. „Denke daran, dass du selbst ein Flüchtling sein könntest“, so laute die Kernbotschaft ihres Romans, sagt sie. Ihre Reiseerinnerungen an die „Grüne Insel“ und die Recherchen, für die sie auch ein Traktat des „Robinson Crusoe“-Erfinders Daniel Defoe über die Pfälzer Emigranten in Irland las, seien „ineinandergeflossen“.

Rund fünf Monate schrieb Wilhelm an dem Werk, das sie unbedingt im Verlagshaus Speyer herausbringen wollte: „Entweder dort oder nirgends, ich habe das Manuskript nirgendwo sonst angeboten.“ Derzeit ist sie in der „Grübelphase“ für einen neuen historischen Roman. Nur so viel verrät sie: Es geht um eine Malerin, und die Geschichte spielt im 19. Jahrhundert – in Paris, der Stadt der Liebe. Alexander Lang

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