Mit Kompetenz und Hingabe ein Hüter der Orgeln

Am 23. Oktober feiert der landeskirchliche Orgelbaubeauftragte Gero Kaleschke seinen 80. Geburtstag – Seit 1966 Organist in Neustadt

An der Steinmeyer-Orgel von 1966 in Neustadt-Winzingen: Gero Kaleschke. Foto: LM

Speyer. „Jede Orgel ist mein Sorgenkind, jede Orgel ist mein Lieblingskind.“ So hat es Gero Kaleschke aus Speyer einmal auf den schlichten Punkt gebracht. Die Aussage spiegelt sein vehementes Engagement für die Belange des landeskirchlichen Orgelbestands. Ihm wird ein lückenloses, fast fotografisches Gedächtnis und außergewöhnliche fachliche Kompetenz in Verbindung mit uneingeschränkter Hingabe ans Metier attestiert. Dies sucht sicher deutschlandweit in der evangelischen Landschaft seinesgleichen. Am 23. Oktober feiert Gero Kaleschke, Orgelbaubeauftragter der Evangelischen Kirche der Pfalz, seinen 80. Geburtstag. Mehr als die Hälfte seines Lebens hat er mit nachhaltigem Erfolg dem Wohl und Wehe der rund 560 „Königinnen der Instrumente“ auf pfälzischen und saarpfälzischen Kirchenemporen gewidmet.

1980 war es, als ihn der damalige Oberkirchenrat Ludwig Scheib freudig ins just aus der Taufe gehobene (Ehren-)Amt gehievt hat. Zu dem Zeitpunkt hatte er die damals reichlich chaotische Archivierung der Orgelakten im Amt für Kirchenmusik schon einigermaßen geordnet. „Nicht ganz uneigennützig. Mich hat die Materie interessiert, und da Heinz Markus Göttsche, damals Landeskirchenmusikdirektor, mir schon 1974 anbot, den Aktenbestand zu verwahren, hatte ich ab sofort immer Zugriff“, sagt der Orgelbaubeauftragte mit einem Schmunzeln in der Stimme.

Geboren wurde Gero Kaleschke in Speyer als Sohn eines Beamten der Wehrmacht. Die Mutter animierte ihn zum Klavierspielen. Über sein Engagement in der evangelischen Gemeindejugend kam der 13-Jährige schließlich auch mit der Orgel in der Speye­rer Dreifaltigkeitskirche in Berührung, nahm Unterricht und spielte zum Erntedankfest 1955 – damals als 15-Jähriger am heutigen Hans-Purrmann-Gymnasium – seinen ersten Gottesdienst. Mit Respekt zählt er die klangvollen Namen seiner Orgellehrer auf: Karl Hochreither, Ludwig Dörr und nicht zuletzt Diethard Hellmann, als dessen Assistent er nahezu während seiner gesamten Mainzer Studienjahre tätig war.

Da war längst ausgemacht, dass die Musik das geliebte Hobby bleiben würde. Denn Kaleschke hatte sich für ein Studium der Mathematik und Physik für das Lehramt entschieden. Die dort erworbenen Kompetenzen sind ihm im Amt des Orgelsachverständigen mehr als dienlich. Seine erste Frau übrigens hat Kaleschke schon während des Studiums kennengelernt, sie war seine Orgelschülerin.

Drei Kinder haben die beiden gemeinsam: Dorothea, die als Diplom-Ingenieurin arbeitet, Martin – er ist Kantor in Ludwigsburg und ein brillanter Konzertorganist – und Johannes, Mitglied im SWR-Vokalensemble Stuttgart. Auch vier Enkel werden unter den Geburtstagsgratulanten sein. Seit 2004 ist Gero Kaleschke erneut verheiratet. Seine Frau Ursula ist Musikpädagogin, Chorleiterin und ebenfalls Organistin.

Beruflich startete Kaleschke 1968 am Gymnasium in Idar-Oberstein. Er wurde aber bereits 1969 vom damaligen Oberstudiendirektor Emmerich an seine alte Schule, das Speyerer Hans-Purrmann-Gymnasium, „beordert“. Und dieser Schule ist er als Oberstudienrat, Studienleiter Oberstufe und Stundenplanmacher bis zu seiner Pensionierung 2005 treu geblieben. „Ich bin gerne in die Schule gegangen, bei mir herrschte immer klare Linie. Wichtig war mir, dass die Schüler Mathematik verstehen lernen und am Ende etwas können“, sagt er.

Aber die Orgel – immerzu war sie nebenher präsent. Ob im Organistendienst, den Gero Kaleschke seit 1966 mit steter Präsenz an „seinem“ Instrument, der viermanualigen Steinmeyer-Orgel der Martin-Luther-Kirche in Neustadt-Winzigen, ausübt, oder eben als der Kenntnisreiche rund um den Pfälzer Orgelbestand. Knapp 500 ausführliche Gutachten und noch einmal so viele Prüfungsdokumente hat er im Laufe der letzten 40 Jahre verfasst und mehr als 20000 Rechnungen geprüft.

Dass ihn die Landeskirche in aller Ehrerbietung vor seinem Alter jetzt in den Ruhestand schicken möchte, bekümmert ihn. Ungeachtet seiner Wertschätzung für den designierten Nachfolger, den er bereits seit Jahren einarbeitet. Aber die historischen Orgeln und Restaurierungsprojekte, die er auf den Weg gebracht hat, wird er weiter betreuen. Und was spräche, außer der nagelneuen „Acht“, auch dagegen? Fit ist er, eloquent, sprühend und unschlagbar in Sachen Orgel bewandert. Einfach phänomenal. Gertie Pohlit

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