Kreative Ideen für verschobene Konfirmationen gefragt

Gottesdienste für größere Konfirmandengruppen unter Abstandsregeln nur schwer umsetzbar – Lockerungen anderswo erzeugen auch Frust

Vorreiter in Sachen Freiluftkonfirmation: Pfarrer Thorsten Grasse mit seinen Konfirmanden Anfang Juli in Hauenstein. Foto: pv

Pfarrerin Jessica Rust-Bellenbaum grillt – wieder einmal. Mit ihren 16 Konfirmanden und deren Eltern aus Dannenfels, Bennhausen, Jakobsweiler, Steinbach und Börrstadt. Alle wollen gemeinsam konfirmiert werden. Und so zerbrechen sie sich bei regelmäßigen Treffen im Pfarrgarten den Kopf, wie das funktionieren könnte – inklusive Gesang, Segen und Abendmahl. „Das zeigt eine Verbundenheit mit Kirche, die wir uns immer gewünscht haben“, sagt Rust-Bellenbaum. Doch die Regeln engen ein. „Mir blutet das Herz, wenn ich sehe, wie engagiert alle sind, und dann klappt doch wieder etwas nicht“, sagt die Pfarrerin. Frust machten Lockerungen anderswo. Dann fragten sich Eltern und Konfirmanden: Warum können dort Menschen zusammensitzen und wir nicht?

Pfarrerin Ute Stoll-Rummel hat für ihre Miesauer Konfirmanden zumindest schon einen Termin in der Kirche. Bei fünf Konfirmanden klappt das mit dem Abstand ganz gut. Die 20 Konfirmanden aus Gries müssen sich noch länger gedulden – bis zum 25. April 2021. Kontakt hält Stoll-Rummel über gemeinsame Aktivitäten. Zuletzt ludt sie die Konfirmanden zum Geocachen ein. Und dann gibt es noch die Konfi-App der EKD. Allerdings habe nicht jeder ein gutes Handy, macht die Pfarrerin auf den Schwachpunkt dieser Form von Kontakt aufmerksam.

„Ich will erst nach den Ferien die Lage beurteilen“, sagt Pfarrer Mathias Gaschott in Hinzweiler. Acht Konfirmanden hat er, in die kleine Kirche passen mit Abstand nur 14 Besucher, selbst in die größten Kirchen der Gegend wie in Jettenbach nicht mal 80. „Draußen habe ich das Wetterrisiko, und eine Sporthalle ist so unpersönlich.“ Die neue Normalität, Masken und Abstand, ist längst akzeptierter Alltag in den im Juni gestarteten Konfirmandenstunden. „Aber gemeinsam feiern, das ist doch etwas anders.“

Pfarrer Thorsten Grasse nutzte die ersten warmen Julitage. Vor der Hauensteiner Kirche segnete er seine neun Konfirmanden. Außen herum die Angehörigen, die sich in Listen eingetragen hatten. „Es war trotz allem feierlich“, sagen die Konfirmationseltern Christina und Michael Giebel aus Spirkelbach – auch wenn Pfarrer Grasse Sohn Konstantin beim Segen nicht die Hand auflegen konnte. Und anders als die Konfirmanden durften Angehörige aus Hygienegründen nicht beim Abendmahl teilnehmen. Aber letztlich hatten alle Eltern für dieses Konzept gestimmt – und gegen eine weitere Verschiebung der Konfirmation. Die Angst, dass die Sommerurlaube eine zweite Corona-Welle produzieren, stand im Raum. „Und im nächsten März fehlt irgendwann der Bezug zur Konfirmationszeit“, sagt Kristina Giebel.

Bis zuletzt habe er die Regeländerungen verfolgt, sagt Grasse. Die Stühle wurden erst am Samstagmorgen des Gottesdiensts gestellt. Presbyter befürchteten, dass noch das Ordnungsamt dazwischengrätscht. Der Corona-Ausbruch nach der Hochzeit in Schwegenheim war allen noch im Hinterkopf. So hatte Grasse den Gottesdienst nicht öffentlich bekanntgegeben. „Ich wollte verhindern, dass wir den Überblick verlieren, schließlich ist das Gelände von allen Seiten zugänglich.“ Einige Gemeindemitglieder seien deshalb verstimmt gewesen, gibt er zu. Alternativ hätte er die Konfirmation ankündigen können, aber dazu aufrufen, nicht zu kommen. Ähnlich wie bei Beerdigungen in aller Stille. „Aber das klappt auch nicht immer.“

In der Gemeinde Dannenfels ist eine neue Idee herangereift. 16 kleine Zeltpavillons im Freien, darunter jeweils ein Hausstand eines Konfirmanden. Dazu symbolische Brückenbretter zwischen den Zelten, passend zum Gottesdienstthema. Die Empfehlungen der Landeskirche würden so eingehalten, sagt Sprecher Andreas Rummel. Nur der ­Segen ist noch nicht gelöst. „Sie wollen unbedingt die Hand aufgelegt bekommen“, sagt Pfarrerin Rust-Bellenbaum. Schmerzhafte Kompromisse sind vielleicht unausweichlich. Schließlich weiß sie auch: „Bei Konfirmationen wird ganz genau hingeschaut.“ Schon beim Kerwegottesdienst habe sie geschwitzt: „Trotz Abständen im Freien und Abendmahl to go.“ Florian Riesterer

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