Gnadauer Präses verabschiedet

Lob vom EKD-Ratsvorsitzenden – Michael Diener: Meine Haltung zu Homosexuellen hat sich geändert

Bedauert die Verletzungen, die er durch seine frühere Haltung homosexuellen Menschen zugefügt habe: Michael Diener. Foto: epd

Der evangelische Gnadauer Gemeinschaftsverband hat mit einem Gottesdienst am vergangenen Wochenende seinen Präses Michael Diener verabschiedet. Diener habe in die Diskussionen der evangelischen Kirche eine Stimme „von tiefer Christusfrömmigkeit geprägter Liebe“ eingebracht, sagte Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Das, wofür Diener stehe, brauche man viel mehr, erklärte er. Wenn er die Bilder der jetzt obdachlos gewordenen Flüchtlingskinder auf der griechischen Insel Lesbos sehe, frage er sich: „Wo sind die christlichen Wurzeln Europas geblieben?“

Nach elf Jahren endete am 31. August die Dienstzeit von Diener. Der Theologe hatte eine zunächst geplante Kandidatur für eine dritte Amtszeit aufgrund von Kritik seitens konservativ-frommer Kreise an seiner Amtsführung zurückgezogen. Unter anderem warb Diener für mehr Toleranz gegenüber Homosexuellen und ermunterte evangelikale Christen zu mehr Selbstkritik.

2015 hatte der Theologe, der von 2005 bis 2009 Dekan im Kirchenbezirk Pirmasens war, in einem Interview mit einer Äußerung eine Debatte über den Umgang mit Homosexualität unter Pietisten und Evangelikalen ausgelöst. Diener hatte mehr Toleranz gegenüber Homosexuellen gefordert. Evangelikale Christen lehnen oftmals praktizierte Homosexualität ab.

Zum Zeitpunkt des Interviews sei er neues Mitglied des Rats der EKD, Vorsitzender der Evangelischen Allianz und Präses des Gnadauer Verbands gewesen, sagte Diener jetzt in einem Gespräch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Manche, die seine Positionen schon vorher kritisch gesehen hätten, hätten das Interview zum Anlass genommen, ihre Kritik auch öffentlich zu äußern. Diener sprach sich gegenüber dem epd für eine Segnung homosexueller Paare aus. „Homosexuelle Menschen haben dasselbe Recht, in ihrer Sexualität ernst genommen, in der Gemeinde wertgeschätzt und geliebt, gesegnet und begleitet zu werden“, sagte er. Seine Haltung zur Homosexualität habe sich von 2011 an bis heute von einer völlig konservativen hin zu einer völlig offenen entwickelt, erklärte Diener. Er bedauere die Verletzungen, die er durch seine frühere Haltung homosexuellen Menschen zugefügt habe.

Der Gnadauer Verband versteht sich als Dachorganisation des deutschsprachigen Pietismus und gilt als größte Laienbewegung in der Evangelischen Kirche in Deutschland. Für die Nachfolge Dieners als Präses laufen bereits Vorgespräche. Die Wahl ist für kommenden Februar geplant. epd

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