Kindliche und eigene Gottesbilder

Sonnenblume.

 

Dürfen wir uns denn ein Bild von Gott machen?

Wir Menschen denken in Bildern und die Bibel ist voller Bildvergleiche mit Gott. Hier wird Gott als Hirte, Adlermutter, Burg, Quelle und unter anderem auch als Sonne beschrieben. Aber immer gilt: „Gott ist wie … und noch viel mehr und ganz anders, als wir es denken können.“ Über Gott zu reden und sich über Vorstellungen und Gedanken auszutauschen ist deshalb für Klein und Groß eine spannende Geschichte. Kinder haben ihre eigenen Vorstellungen von Gott, die geprägt sind von dem, was sie erleben.

Schon bevor ein Kind sprechen kann, nimmt es die Eltern als scheinbar allmächtig wahr. Sie sind immer da, wenn ich hungrig bin, Windeln gewechselt werden müssen und ich mich alleine fühle. Das kann eine gute Wurzel des Gottesbildes sein. Wenn der kleine Mensch die Eltern so erlebt, dann sehnt er sich sein Leben lang nach einem größeren Gegenüber, das ihn noch vollkommener so betreut, schützt und birgt (= Grundvertrauen). Dem gegenüber steht das Grundmisstrauen, das sich bildet, weil eben nicht immer Papa, Mama oder die Erzieherin in der Krippe gleich zur Stelle sind. In dieser frühen Zeit fallen Eltern- und Gottesbild noch zusammen. Das Kind hat idealisierte Elternbilder mit Eigenschaften, die später auf eine bewusste Gottesvorstellung übertragen werden.

Nach einem längeren Prozess kann das Kind zwischen in der Kindergartenzeit schließlich zwischen Gottesbild und Elternbild unterscheiden. Zwar noch nahe am Elternbild, ist das Gottesbild von der freien Phantasie des Kindes bestimmt. Jetzt sind die Kinder religiös sehr kreativ (worauf wir aufmerksam sein müssen!). Man nennt ihren Glauben magisch. Es donnert, weil der Himmel böse auf uns ist. Das Kind macht viele Beobachtungen und konstruiert daraus eine eigene, magische Geschichte. Gott erscheint als ein Supermann, der alles kann. Ebenbürtig sieht es den Weihnachtsmann oder eine Comic-Figur.

Meist noch vor der Einschulung bildet sich das Gewissen des Kindes. Langsam bekommt es einen Begriff von Gut und Böse. Das hat es vor allem von den Erwachsenen um sich herum gelernt. Jetzt ist es sehr empfänglich für die Vorstellung eines Gottes, der alles sieht und bestraft. Dadurch können dämonische Gottesbilder entstehen.

Wenn die Kinder zu den „Großen“ in der Kita gehören und dann in die Grundschule kommen, wird das Gottesbild immer mehr von mythologischen Weltbildern und menschlichen Zügen bestimmt. „Gott sieht aus wie ein alter Mann und wohnt im Himmel.“ Das Kind versucht, seine bisherigen Vorstellungen in eine Ordnung zu bringen: Himmel und Hölle werden als konkrete Orte vorgestellt, die Oben und Unten in einem geschlossenen Weltbild darstellen. Aus dieser Zeit stammen die meisten gemalten Kinderbilder von Gott. Das Kind stellt sich vor, dass Gott sich zu den Menschen so verhält, wie sich die Menschen zu ihm verhalten. Damit versucht es, seine Weltvorstellung zu ordnen. Wichtig ist eine Art Gleichbehandlung, die Kinder als Gerechtigkeit sehen. So gerecht handelt Gott.

Mit der Schulbildung wackelt die Vorstellung von Gott „im Himmel“ und von einem Austauschverhältnis zwischen Mensch und Gott wieder. Das naturwissenschaftliche Weltbild löst das bisherige, geordnete, kindliche Weltbild ab. Gibt es Gott überhaupt? Welche Bilder von Gott können sich jetzt festigen oder neu bilden? Was trägt durch die Kindheit bis in das Erwachsenenalter?

Welches Bild von Gott hat mein Kind? Welches habe ich? Kann ich mit ihm darüber reden? Das ist doch ein schönes Thema für ein Gespräch auf Augenhöhe zwischen Klein und Groß, in dem beide neue Ideen und Anstöße bekommen können.

Urd Rust, Kindergottesdienstbeauftragte der Evangelischen Kirche der Pfalz