Zulauf von Rechts in Kauf genommen

von Florian Riesterer

Florian Riesterer

„Wir feiern ein Fest für Frieden und Freiheit“, lautete das Motto der „Initiative Querdenken 711“ am Samstag vergangener Woche in Berlin. Die Bilder, die dann um die Welt gingen, waren andere: Reichsflaggen schwenkende, grölende Menschen vor dem Reichstagsgebäude in Berlin. Verwunderlich ist das letztlich nicht. Für die Demonstration mobilisiert hatten auch NPD, AfD-Anhänger, die Partei „Der III. Weg“. „Das System ist gefährlicher als Corona“, lautet deren Slogan.

Wer die „Corona-Fakten“ der Querdenker im Internet studiert, stößt auf ähnliche Wahrheiten: Politiker, die angeblich alles tun, um in einer inszenierten Pandemie Panik zu verbreiten. Menschen, die aus Angst vor Bestrafung Masken tragen. Der Staat als unterdrückende Staatsmacht. Das unglückliche Agieren des Berliner Senats mit dem zwischenzeitlichen Verbot der Demonstration zuvor hat dieses Narrativ, das Rechtsextreme und Corona-Leugner eint, leider noch geschürt. Man lebe in einer Diktatur, erklärte Querdenken-Initiator Michael Ballweg.

Das ist schlicht falsch. Jeder darf seine Meinung sagen. Niemand wird verhaftet und in Geheimgefängnisse verschleppt. Jene demonstrierenden Freiheitsliebenden sollten umgekehrt aber auch aushalten, dass die Mehrheit mit Masken kein Problem hat oder sie sogar schätzt – und deshalb ebenfalls Masken tragen, bis die Mehrheit anders entscheidet. Und sie sollten sich deutlich von Rechts distanzieren. Treffen Verschwörungstheorien auf Gewaltbereitschaft, wird es gefährlich. Es scheint aber, dass der Zulauf von Rechts in Kauf genommen wird. Das sollten die Teilnehmer künftig wissen. Darüber täuscht auch ein Motto nicht hinweg, das vor Jahren noch locker über der Loveparade hätte stehen können.

 

Meistgelesene Leitartikel & Kommentare