Verdiente Ruhe nach dem Advent

von Martin Schuck

Martin Schuck

„Wenn die stille Zeit vorbei ist, dann wird es auch wieder ruhiger“, sagte einst der bayerische Humorist Karl Valentin. In diesem Bonmot ist gut erkannt, dass Ruhe genau das ist, was der „stillen Zeit“, die der Advent doch sein sollte, meistens fehlt. Und es sind eben nicht nur die shopping-süchtigen Weihnachtsgeschenkekäufer, die ruhelos wirken, sondern auch Kirchengemeinden, die eine Adventsfeier und Vorweihnachtsveranstaltung an die nächste hängen.

In der christlichen Tradition bildet der Advent als Auftakt des Kirchenjahres mit der Weihnachtszeit einen Festkreis. In diesem Festkreis ist der Advent eine Bußzeit, die dem Christusfest Weihnachten vorangeht. Vergleichbar ist diese Konstruktion mit dem Osterfestkreis, wo ebenfalls dem Christusfest Ostern mit der siebenwöchigen Passionszeit eine Bußzeit vorausgeht. Der Ursprung des Advents liegt im 4. Jahrhundert, als das Christentum unter Kaiser Konstantin Staatsreligion geworden war. Damals bestimmte der aus Trier stammende Bischof Ambrosius von Mailand die sechswöchige Zeit vor der Ankunft des Herrn, die auf den 25. Dezember gelegt war, als Fastenzeit. Diese begann am Sonntag nach dem 11. November.

Im Kirchenjahr gab es demnach mit der Advents- und der Passionszeit zwei etwa gleich lange Fastenzeiten. Und ähnlich wie der Karneval vor der Passionszeit hat auch der Brauch des Martinsgans-Essens seinen Ursprung in einem letzten Fest vor einer langen Fastenzeit. Erst Papst Gregor der Große verkürzte um 600 die Adventszeit auf vier Sonntage. Nur das Erzbistum Mailand mit angrenzenden Bistümern darf nach römischem Kirchenrecht weiterhin sechs Wochen Advent feiern. Danach haben die Mailänder aber wirklich ihre Ruhe verdient.

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