„Spürbar Sonntag“ ist deutlich spürbar

von Florian Riesterer

Florian Riesterer

180 Gottesdienstbesucher in Otterbach an einem normalen Sonntagmorgen anstatt wie sonst 40. Dekan Matthias Schwarz wollte seinen Augen vergangene Woche kaum trauen. Auch in anderen Kirchengemeinden des Dekanats an Alsenz und Lauter kamen am 4. November deutlich mehr Menschen in die Kirche: 30 statt wie sonst zehn in Olsbrücken, 50 statt wie sonst 15 in Hinzweiler. Auch wenn noch nicht alle Zahlen ausgewertet sind: Im Schnitt ein Viertel mehr Besucher als üblich, schätzt der Dekan, strömten in die Kirchen der 33 Kirchengemeinden.

Erstmals innerhalb der Landeskirche hat das Dekanat die Aktion „Spürbar Sonntag“ ausprobiert, eine Idee, die aus der anglikanischen Kirche kommt. Regelmäßige Gottesdienstbesucher laden andere ein in den Gottesdienst. Kein aufwendiges Konzert, keine besondere Aktion, schlicht und einfach Gemeinschaft, Gesang und Gottes Wort. Familienangehörige, Freunde, Arbeitskollegen, Nachbarn haben so den Weg in die Kirchenbänke gefunden. Das macht Hoffnung in ­einer Zeit, in der sich diese quer durch die Republik zusehends leeren.

Die persönliche Einladung sei das Entscheidende, ist sich Dekan Matthias Schwarz sicher. Damit hat er recht. Wer persönlich eingeladen wird, sei es von Angesicht zu Angesicht und selbst mittels digitaler Medien, fühlt sich direkt angesprochen, wertgeschätzt, ein Stück weit bereits mitgenommen auf dem Weg zur Kirche. Dazu braucht es lediglich den Mut, einzuladen, sich nicht zu verstecken oder gar zu schämen, nur weil man mittlerweile als Gottesdienstbesucher zu einer gesellschaftlichen Minderheit gehört. Egal, wie aus­gefeilt manche Marketingstrategien daherkommen mögen: Nichts ist besser als Mund-zu-Mund-Propaganda.

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