So gibt es keinen Frieden in Nahost

von Hartmut Metzger

Hartmut Metzger

Hier schreibt der „Judenhasser, Nazi, Faschist, Antisemit und Antichrist“. Es ist erstaunlich, was bei einigen Zeitgenossen geschehen kann, wenn sich ihre Vorurteile in einseitig beschlagenen und sprachlich militanten Netzwerken von Facebook zu bestätigen scheinen.

Daher eins vorweg: Der Autor ist ein Freund Israels. Er hat dieses wunderschöne Land schon häufig mit Reisegruppen besucht, zusammen mit Lesern des KIRCHENBOTEN und gemeinsam mit Journalisten – auch während der schlimmsten Woche der zweiten Intifada. Er führt durch Yad Vashem und bereist die besetzten und die autonomen Gebiete. Aber: Der Autor ist auch ein Freund der Palästinenser, und er lehnt es ab, in diesem Konflikt in ein eindimensionales Schwarz-Weiß-Denken zu verfallen.

Was ist geschehen? Der Autor hat einen Kommentar verfasst (KB 21, Seite 1), der in seiner Spitze die Aussage enthält: Nach den Palästinensern fragt keiner! In dieser Auffassung fühlt sich der Autor nach den zahlreichen Zuschriften keifender Facebook-Aktivisten nachhaltig bestätigt. Es gab nur einige wenige Beiträge, in denen jüdischen Mitbürgern aufgrund der tatsächlich heftigen Provokation des einführenden Witzes eine echte Betroffenheit anzumerken war. Sie – und nur sie – bittet der Autor um Entschuldigung. Ansonsten spielten die Palästinenser in den Facebook-Zuschriften keine Rolle, umso mehr die Bedrohung Israels und die militärische Stärke seiner Armee. Beides hat der Autor nie bestritten.

Sehr am Herzen lag vielen vor allem die Frage, was man dem Autor so alles antun könne. Zwei Zeitgenossen waren dabei besonders einfallsreich (die Namen sind der Redaktion bekannt): „Wäre ich ein israelischer Soldat am Grenzzaun und Sie ein von der Hamas instrumentalisierter Terrorist, würde ich Ihnen mit größter Freude eine Kugel zwischen die Augen setzen“, schreibt einer der beiden Facebook-Intellektuellen. Und sein Kollege: „Sie sind ein dreckiger Antisemit, Herr Metzger. Glücklicherweise können wir heute in einem großen Bogen auf Sie und Ihresgleichen pinkeln, was ich hiermit mit großer Genugtuung tue.“ So viel zur intellektuellen Strahlkraft von Facebook-Foren und zur Schlichtung des Nahost-Konflikts.

Wenn ein provokant-kritischer Kommentar anlässlich 60 toter und Hunderter verletzter Palästinenser, solche Hasstiraden auslöst, muss man sich schon fragen, wie es im Nahen Osten jemals Frieden geben soll. Die Hamas ist eine terroristische Vereinigung. Darüber müssen wir gar nicht streiten. Aber all die keifenden Internet-Aktivisten sollten sich in einer stillen Stunde einmal fragen, was sie zum Frieden in Nahost beitragen – bevor sie Artikel 5 des deutschen Grundgesetzes außer Kraft zu setzen versuchen. Mein Vorschlag: Den KIRCHENBOTEN abonnieren, mitkommen auf Leserreise und beide Seiten kennenlernen: Israel und Palästina.

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