Pressefreiheit macht Sinn und kostet Geld

von Hartmut Metzger

Hartmut Metzger

Aus Anlass des Internationalen Tags der Pressefreiheit hat der Deutsche Journalisten-Verband am vergangenen Sonntag die Bedeutung einer seriösen und unabhängigen Berichterstattung betont. Die Corona-Pandemie mache die seit Jahren geforderte Berufung eines UN-Sonderbeauftragten für den Schutz von Journalisten dringlicher denn je. Und tatsächlich ist die Pressefreiheit selbst in einigen europäischen Staaten wie in Ungarn faktisch nicht existent. In Russland oder China ist die freie Berichterstattung über Corona sogar ausdrücklich unter Strafe gestellt.

In Deutschland wird hingegen deutlich, dass Pressefreiheit in Demokratien systemrelevant ist. Es besteht zurzeit ein herausragendes Interesse an journalistischer Berichterstattung, die gegenüber allen Vermutungen, Spekulationen und Verschwörungstheorien Fakten und Meinungen unterscheidet. Das funktioniert aber nur, wenn Zusammenhänge und Hintergründe ungehindert von Restriktionen recherchiert werden können. Und es gelingt nur, wenn es auch in Zeiten der privaten Verbreitung ungeprüfter Informationen gelingt, professionellen Journalismus zu bezahlen.

Als evangelische Wochenzeitung nimmt der KIRCHENBOTE seit 1846 an der Geschichte teil. Er wurde mehrfach Opfer der Zensur, sei es 1919 unter französischer Besatzung oder 1935 im „Dritten Reich“. Damals wurden seine beiden Schriftleiter Theodor Schaller und Karl Wien mit Hinweis auf Gefängnisstrafen aus dem Amt entfernt. Wer seinen Lesern seriösen Journalismus bieten will, darf sich von Drohungen nicht beeindrucken lassen. Wer auf saubere Fakten und profilierte Meinung Wert legt, sollte engagiert für die Einsicht werben: Guter Journalismus macht Sinn und kostet Geld.

 

 

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