Politische Extreme sind unterschiedlich

von Klaus Koch

Klaus Koch

Um es gleich vorweg zu schreiben: Es macht keinen Unterschied, ob Rechtsextremisten Flüchtlinge angreifen oder ob Linksextremisten auf Polizisten losgehen. Nur weil sich ein Polizist vermutlich besser wehren kann, darf Gewalt nicht relativiert werden. Die Würde des Polizisten ist ebenso viel wert wie die des Flüchtlings. Doch jenseits der Gewalt gibt es signifikante Unterschiede zwischen linksextremen und rechtsextremen Ideologien. Wer beides gleichsetzt, wie die CDU im ­Thüringer Landtag, argumentiert unredlich.

Es ist ein Unterschied, ob eine Ideologie Menschen verachtet oder Systeme. Unsere Gesellschaft leidet nicht darunter, dass Linksextreme gegen Mietwucher, Banken oder die alleinige Orientierung der Wirtschaft am Wohl der Aktionäre polemisieren. Sie leidet darunter, dass der Respekt vor Menschen verloren geht. Sie leidet darunter, dass bis in die Parlamente hinein Menschen anderer Herkunft und anderer Hautfarbe als minderwertig und schädlich bezeichnet ­werden. Und sie leidet darunter, dass Rechtsextreme die Verbrechen des Unrechtsstaats DDR mit dem millionenfachen Mord der ­Nationalsozialisten gleichsetzen oder die NS-Gräuel komplett leugnen.

Wenn also aus Ideologien Kriminalität entsteht, ist diese Kriminalität gleich verwerflich. Die Ideologien sind es nicht. Vor ­allem für Christen zeigt schon ein flüchtiger Blick in die Bibel, dass Menschenfreundlichkeit und Zugewandtheit zu Fremden gottgefälliger ist als Gewinnmaximierung. Und auch das Grundgesetz geht eindeutig in ­diese Richtung. Es nimmt die Würde des Menschen deutlich wichtiger (Artikel 1) als den Privatbesitz an Grund und Boden, ­Naturschätzen und Produktionsmitteln im kapitalistischen System (Artikel 15).

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