Papst Franziskus hat das letzte Wort

von Martin Schuck

Martin Schuck

Regionalsynoden sind sonderbare Konstrukte im katholischen Kirchenrecht. Da kommen Bischöfe und Ordensobere aus einer Region in den Vatikan, um dort zusammen mit dem Papst und Vertretern der Kurie über ihre ­pastoralen Probleme zu beraten. Am Ende der Synode wird ein Abschlussdokument veröffentlicht, und einige Zeit später schreibt der Papst seine Sicht der Dinge zusammen. Allein diesem päpstlichen Schreiben kommt dann kirchenrechtliche Verbindlichkeit zu.

Es bleibt deshalb spannend abzuwarten, was Papst Franziskus in seinem noch für 2019 angekündigten nachsynodalen Schreiben zur gerade zu Ende gegangenen Amazonas-Synode als Ergebnis festhalten wird ­(Seite 6). Anregungen im Schlussdokument gibt es genug. Ähnlich wie derzeit in Deutschland, wird auch für die Kirche im Amazonasraum die Notwendigkeit eines „synodalen Wandels“ gesehen, und anstelle der fehlenden Priester sollen die Bischöfe mit einem zeitlich begrenzten Mandat den Seelsorgeauftrag auch Laien anvertrauen können.

Am meisten Aufmerksamkeit erregt wohl die Bitte an die „zuständige Autorität“, Voraussetzungen zu schaffen, dass verheiratete Männer die Priesterweihe erhalten können. Nur so würden überall Eucharistiefeiern möglich. Obwohl es diese Möglichkeit immer schon als absolute Ausnahme gibt, hat die Forderung, dies in einer Region als Strategie zur Priestergewinnung anzugehen, weltweite Signalwirkung, da fast überall die Priester knapp werden. In letzter Konsequenz wäre dies die Abkehr vom Pflichtzölibat. Die Forderung steht nun klar im Raum, und jetzt hat der Papst das letzte Wort. Geht er in seinem nachsynodalen Schreiben nicht darauf ein oder lehnt es gar ab, dann wären die ­Beratungen letztlich umsonst gewesen.

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