Nur mehr Geld hilft der Truppe nicht

von Klaus Koch

Klaus Koch

Die erste Forderung der neuen Verteidigungsministerin ist die nach mehr Geld. Das ist kein gutes Zeichen. Statt eines ständig wachsenden Militäretats wäre es wichtiger, die Organisations- und Imageprobleme der Bundeswehr in den Griff zu bekommen. Solange die Kosten fürs Instandsetzen eines Schulschiffs von zehn auf 135 Millionen ­Euro steigen, die Anschaffung neuer Panzer statt drei auf einmal sechs Milliarden Euro kostet, die Gewehre bei Hitze nicht genau schießen und – am groteskesten von allem – die Bundeswehr beim ADAC Flugstunden für ihre Hubschrauberpiloten buchen muss, weil die eigenen Maschinen nicht einsatzfähig sind, ist nicht anzunehmen, dass mit noch mehr Geld alles besser wird.

Längst wäre es an der Zeit, die Nato-Vereinbarung zu hinterfragen, der zufolge jedes Mitgliedsland zwei Prozent seines Bruttosozialprodukts fürs Militär ausgeben soll. Wer eine friedlichere und gerechtere Welt möchte, darf nicht einseitig auf Waffen setzen. Staaten sind auch danach zu bewerten, was sie für Entwicklungshilfe, für Flüchtlinge und die Beseitigung für Fluchtursachen ausgeben, auf wie viel Profit sie verzichten, um fairen Handel möglich zu machen, wie sie zivile Hilfsorganisationen unterstützen und welchen diplomatischen Einsatz sie in Krisengebieten zeigen. All das gehört bewertet; nicht nur die Frage nach einem halben Prozentpunkt mehr für Rüstung.

Wenn die Bundeswehr Teil eines solchen Gesamtkonzepts ziviler, staatlicher, diplomatischer und militärischer Aufgaben wäre, wäre auch dem Image der Truppe geholfen. Junge Menschen würden sich für die Mitarbeit an einem solchen Konzept wohl eher begeistern lassen, als für das Bewachen von Kriegsgerät, das eh nicht funktioniert.

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