Missbrauch als Hindernis beklagt

von Martin Schuck

Martin Schuck

Seit Anfang September hat sich die Debatte über den Umgang mit Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche wieder verschärft. Grund für eine Weltbischofssynode zum Thema Jugend, sich deutlich dazu zu äußern. Papst Franziskus hatte das wohl auch vor, denn im Entwurf für das Schlussdokument stand die Passage, durch den Missbrauchsskandal der Kirche werde „ihre Glaubwürdigkeit schwerwiegend untergraben“. Missbrauch in allen Formen sei „das Haupthindernis“ kirchlichen Wirkens und Ursache für den Vertrauensverlust bei Jugendlichen. Verabschiedet wurde dann, nach gründlicher Beratung, die Formulierung: „Das Phänomen ist in der Gesellschaft verbreitet, betrifft auch die Kirche und stellt ein ernsthaftes Hindernis für ihre Mission dar.“

Beim Umgang mit dem Thema Missbrauch wird das Dilemma der katholischen Kirche deutlich: Viele Probleme sind bekannt, können aber nicht so einfach gelöst werden, weil die Kirche nicht wie eine normale Institution behandelt werden kann. Deshalb kann es auch keine institutionellen Gründe geben, die bestimmte menschliche Verfehlungen begünstigen. Franziskus sprach von Angriffen des Satans gegen die „heilige Mutter Kirche“, weigerte sich jedoch, etwa über den Zölibat zu reden. Eine katholische Bischofssynode kann, ­anders als eine evangelische Synode, keine Entscheidungen treffen. Sie berät den Papst in Fragen, wo er Beratung gut gebrauchen kann. Aber gerade in den Fragen, die Jugendliche besonders betreffen, etwa in der Sexualethik, zeigte sich bei den Abstimmungen eine merkwürdige Zerrissenheit unter den 270 ­Bischöfen. In einigen Monaten wird Franziskus ein eigenes Dokument über die Synode veröffentlichen. Auf seine Interpretation darf man gespannt sein. 

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