Krippenspiel für Kurzentschlossene

von Florian Riesterer

Florian Riesterer

Mit dem ersten Advent beginnt das Kirchenjahr, beginnt das Warten auf die Ankunft Jesu. Zeitwahrnehmungen prallen aufeinander. Hier der Adventskranz, der von Sonntag zu Sonntag heller leuchtet. Geduldig abbrennende Kerzen. Adventskalendertürchen, die zwar einzelne Tage takten, aber immer noch einmalige Ereignisse sind. Selbst wenn nicht mehr Bilder oder besinnliche Worte genügen, ja nicht einmal mehr Schokolade: 24-mal Parfum, Tee, Playmobil oder Lego, ja sogar Müsli oder Bier. Manche Kalender wirken in Größe und Inhalt wie ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk. Was nicht wundert.

Warten ist negativ besetzt. Die Zeit im Wartezimmer soll möglichst kurz sein, Bus und Bahn sollen pünktlich kommen. Unsere Zeit ist uns heilig, wir wollen jederzeit darüber bestimmen, fühlen uns beim Warten fremdbestimmt. Obwohl die freudige Erwartung zu unserem Wortschatz zählt, fällt uns das Zeitnehmen oft schrecklich schwer. So geben wir sie gerne her bis Heiligabend: Weihnachtsfeiern mit Kollegen, im Verein, mit Freunden, in Schule und Kindergarten, Papierkram, der noch vor Jahresschluss erledigt sein will, die Suche nach Geschenken und dem richtigen Weihnachtsessen.

Längst haben die Folgen der engen Taktung in den letzten Wochen des Kalenderjahrs auch den Sonntag erreicht. Und damit das Krippenspiel. Da es schwierig ist, in der Adventszeit Darsteller zu finden, die regelmäßig kommen, bietet die Frankenthaler Versöhnungskirchengemeinde erstmals ein Krippenspiel als Flexmodell an. Von der ersten Probe an kann ein- und wieder ausgestiegen werden. Wer mag, kommt erst am 24. Dezember dazu. Und kann dann in der Kirche mit Freunden und Verwandten den Heiligabend erwarten – wenigstens ganz kurz.

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