Klimawandel und Bewusstseinswandel

von Hartmut Metzger

Hartmut Metzger

Eine Leserreise des KIRCHENBOTEN führte uns Anfang April nach Jordanien – eigentlich in der besten Reisezeit, jedenfalls bisher: Regen und Kälte in Amman; ein verlängerter Winter, den sie so noch nie erlebt hätten, versicherten Protestanten, die seit Jahrzehnten dort leben. Dann die Fahrt in den Süden, ins Wadi Rum, der weltbekannten Fels- und Sandwüste des „Lawrence von Arabien“: Große Wasserpfützen am Straßenrand. Von einem Zentimeter Schnee im Wüstencamp am frühen Morgen erzählen Schweizer Übernachtungsgäste. Aber beim Plausch mit den Eidgenossen sitzen wir bereits bequem im Linienflug nach Frankfurt.

Wer den Klimawandel heute noch leugnet, leidet bestenfalls an Realitätsverlust. Wir alle sind nach Kräften an seinen Ursachen beteiligt. Seit Jahrzehnten weisen kirchliche Entwicklungsdienste und Hilfswerke auf die umwelt- und entwicklungspolitischen Folgen unseres Handelns hin. Nicht zuletzt auf die Ausbeutung der Regenwälder in Südamerika und die wirtschaftlich schädlichen Exporte nach Afrika – von Textilien über Hühnerteile bis Elektroschrott. Aber wir sind es auch selbst durch unser Verhalten: bei Reisen im In- und Ausland wie im täglichen Konsum.

Es ist gut, dass Landeskirche und Bistum den weltweiten Klimaprotesttag der „Fridays for Future“-Bewegung am 20. September unterstützen (Seite 4). Auch unsere Redaktion wird dies im Bereich ihrer journalistischen Möglichkeiten tun. Die Kirchen waren die ersten Anwälte des Klimas mit ihren zu oft ungehörten Hinweisen auf die entwicklungspolitischen Zusammenhänge. Das ­Klima braucht nicht noch mehr neue Konferenzen. Jetzt braucht es einen Kampf um unsere Köpfe: einen Bewusstseinswandel, bei dem die Kirchen helfen können.

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