Kirche braucht andere Kommunikationsformen

von Klaus Koch

Klaus Koch

Nach evangelischem Verständnis ist Kirche zuerst Gemeinde. Hier wird das Evangelium in Wort und Tat verkündigt. Die pfälzische Kirchenverfassung bezeichnet daher die Kirchengemeinde als „Pflanzstätte des Glaubens“. Dahinter steht das Verständnis von einer Gemeinde, in der ganz selbstverständlich der Glaube von Generation zu Generation weitergegeben wird. Eine Gemeinde, geführt von Presbytern und einem mit natürlicher Autorität ausgestatteten Pfarrherrn, die ihre Angelegenheiten selbst regelt.

Das unterscheidet das evangelische Kirchenverständnis vom katholischen. Katholiken fühlen sich durch die hierarchische Struktur ihrer Kirche schon immer stärker mit ihren Zentralen verbunden: mit ihrem Bischof ebenso wie mit dem Papst in Rom. Den Protestanten ist die Kirche vor Ort das Wichtigste, den Katholiken die Weltkirche. Doch die im protestantischen Bewusstsein noch tief verwurzelte Vorstellung von Gemeinde ist mit der Realität kaum noch vereinbar.

Die Zahl der Gemeindemitglieder sinkt ebenso wie die der eng der Kirche verbundenen Menschen. Viele Ehrenamtliche und auch Hauptamtliche sind frustriert, weil sie den Eindruck haben, hilflos dem Verfall der Institution zusehen zu müssen. Je weniger Mitglieder die Kirche hat, umso mehr werden die Aktiven den Eindruck haben, dass sie immer isolierter sind.

In vielen Bezirken der Landeskirche gibt es bewundernswerte Versuche, neue Formen von Gemeindearbeit zu entwickeln. Das Ziel ist nicht nur, Geld zu sparen. Ziel ist vor allem, flächendeckend Kirche zu bewahren. Dabei ist vor allem wichtig, die verbleibenden kirchlichen Biotope zu vernetzen, damit sie nicht nach und nach austrocknen. Dabei wird die Kommunikation innerhalb der Landeskirche eine entscheidende Rolle spielen. Es wird nicht mehr reichen, wenn die Kirchenleitung Verlautbarungen herausgibt und auf ihre Internetseite stellt oder sich mit Schreiben an die Hauptamtlichen wendet.

Die Landeskirche braucht eine andere Kommunikation. Es müssen interaktive Räume – virtuell oder real – geschaffen werden, in denen Austausch stattfindet, in denen Gemeinden und Gläubige von Erfolgen und Misserfolgen anderer lernen, in denen sie über kirchliche Entwicklungen in ihrem Bezirk, ihrer Landeskirche, in Deutschland und weltweit informiert werden – und darüber diskutieren können. Auch hierbei kommt es darauf an, Bestehendes und Neues zu verbinden und neue Modelle auszuprobieren. Auf jeden Fall darf diese Kommunikation nicht von oben nach unten verlaufen, also von der Kirchenleitung (alleine) gesteuert werden. Denn die engagierten Christen vor Ort wollen keine Empfänger von Empfehlungen oder gar Weisungen sein. Moderne Menschen werden sich nur engagieren, wenn sie sich als gleichberechtigter Teil ihrer Kirche sehen und von der Wirksamkeit ihres Engagements überzeugt sind.

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