Gute Außenpolitik verhindert Konflikte

von Klaus Koch

Klaus Koch

Die Reaktionen auf die Luftschläge in Syrien waren absehbar. Die Befürworter verweisen darauf, dass der Einsatz von Giftgas eine Reaktion erfordert. Schon deshalb, um andere Despoten vom Nachahmen abzuschrecken. Als zynischer Subtext klingt dabei mit, dass 2000 Tote durch chemische Waffen nicht hinnehmbar sind, 500000 Tote durch konventionelle Waffen jedoch schon. Hilfloser kann Außenpolitik kaum betrieben werden.

Doch auch die Gegner der Bombenschläge sehen nicht besser aus. Natürlich ist Gewalt keine Lösung. Zudem ist – zumindest für die Öffentlichkeit – nicht nachweisbar, wer das Gift geworfen hat. Und völkerrechtlich ist das Bombardement zumindest fraglich. Aber Lösungen haben auch die Kritiker nicht. Appelle zu einer diplomatischen Lösung sind wohlfeil, aber sinnlos, wenn die Gegenseite nicht reden will. Syrien, Russland und der Iran wollen nicht verhandeln, weil sie gerade dabei sind zu gewinnen. Dann hat Russland seine geostrategischen und energiepolitischen Interessen erst einmal durchgesetzt. Danach beginnt die Annäherung, denn der Westen braucht Energie, Russland und der Nahe Osten haben sie.

Das Grundübel dieser immer wiederkehrenden, zutiefst deprimierenden Szenarien liegt weit im Vorfeld bewaffneter Konflikte. Die großen Akteure der Weltpolitik sind – vielleicht mit Ausnahme Chinas – zu einer strategisch durchdachten Außenpolitik nicht in der Lage. Zu sehr bestimmt poli­tisches Prestige im eigenen Land ihr welt­weites Handeln. Aber gute Außenpolitik nimmt die Interessen anderer Länder ebenso ernst wie die eigenen und sucht den Ausgleich. Doch für solche Weitsicht ist das ­derzeitige weltpolitische Personal entweder zu schwach oder nicht klug genug.

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