Die Bienen und der Balken im Auge

von Florian Riesterer

Florian Riesterer

Mit bis zu 40 Prozent Beteiligung in einigen Gemeinden ist es ein Erfolg für Naturschützer: das bayerische Volksbegehren „Rettet die Bienen“ für ein besseres Naturschutzgesetz, das den Artenschwund von Tieren und Pflanzen stoppen soll. 75 Prozent aller Fluginsekten in Deutschland sind laut einer Studie seit 1989 verschwunden. Und es braucht nicht einmal Studien, um das zu glauben. Es reicht ein Blick in Gärten und Parks.

Jetzt strebt Umweltministerin Svenja Schulze ein Gesetz zum Insektenschutz an – mit Vorgaben im Naturschutz-, Pflanzenschutz-, Dünge- und Wasserrecht. Noch mehr Konflikte mit konventionell anbauenden Landwirten sind vorprogrammiert. Sie sehen sich zerrieben von immer mehr Vorschriften vonseiten der Länder, des Bundes und der EU, die ihrer Meinung nach wirtschaftliches Arbeiten zunehmend unmöglich machten. Ohne Pflanzenschutz keine erfolgreiche Ernte, sagen sie mit Blick auf den großen Preisdruck. Diesen diktieren die großen Lebensmittelketten – aber auch nur, weil es beim Verbraucher oft heißt: Haupt­sache billig. Der Balken im eigenen Auge ist bisweilen dick. Genauso dick wie die Splitt­decke in immer mehr Vorgärten, die den ­Artenschwund ebenfalls beschleunigt.

Richtig ist: Totalherbizide wie Glyphosat gehören verboten. Es gibt Alternativen. Das Schweizer Unternehmen Ecorobotix wird in diesem Jahr einen autonomen Unkrautroboter auf den Markt bringen, der mechanisch Wildwuchs beseitigt. EU, Bund und Länder sollten Bauern bei kostspieligeren Alternativen zur Chemie mehr unterstützen. Und Verbraucher müssen sich klar werden, dass billiges Gemüse zu Lasten der Umwelt geht. Der Erfolg für die Natur muss nicht zum Misserfolg derer führen, die in und von ihr leben.

Meistgelesene Leitartikel & Kommentare