Die AfD spielt nur mit der Demokratie

von Klaus Koch

Klaus Koch

Es gehört zu den Lieblingserzählungen der Populisten, dass sie keine eigenen, sondern nur die Interessen des Volks vertreten. Die anderen Parteien hingegen tricksen um die Macht und kungeln um Posten. Das kann die völkisch-rechtsextreme AfD in Thüringen nun endgültig nicht mehr behaupten. Ihr Spitzenkandidat kneift aus Angst, beschädigt zu werden, vor der Ministerpräsidentenwahl. Stattdessen wird ein orientierungslos wirkender Dorfbürgermeister aufgestellt, der weder für den Landtag kandidiert hat, noch sonst irgendwie aufgefallen ist. Dieser Unbekannte wird in zwei Wahlgängen stramm ­gewählt, im dritten erhält er keine Stimme. Der einzige Grund dafür sind taktische Spielchen mit dem überforderten FDP-Kandidaten und der vernagelten CDU.

Es hat sich erneut gezeigt: Mit der AfD ist kein Staat zu machen. Die Partei spielt nur zum eigenen Nutzen mit der Demokratie. Sie vertritt keine Inhalte, sie nimmt lediglich Stimmungen auf, verstärkt diese negativ und schürt so Ängste. In Thüringen nannte sie kein einziges Projekt, das sie mit FDP und CDU hätte durchsetzen wollen. Diese argumen­tations­lose Schlüpfrigkeit macht den Umgang mit dieser Partei so nervend.

Das wird auch im Vorfeld des ökumenischen Kirchentags 2021 deutlich werden. Schon jetzt wird darüber diskutiert, ob Vertreter der Partei eingeladen werden sollen oder nicht. Die Antwort ist schwierig. Auf der einen Seite müssen die Wähler dieser Partei von den Kirchen als Menschen ernst- und wahrgenommen werden. Auf der anderen Seite ist es unerträglich, den Funktionären dieser Partei eine Bühne für ihre Menschenverachtung, ihren Zynismus im Umgang mit demokratischen Werten und ihre eingebildete Opferrolle zu bieten.

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