Deutlich mehr Hilfe für Familien notwendig

von Maria Loheide

Maria Loheide, Vorstand ­Sozialpolitik der ­Diakonie.

Familien sind von der pandemie­bedingten Krisensituation besonders betroffen. Eltern und Kinder jonglieren zwischen Homeoffice, Betreuungsausfällen, Notbetreuung und Homeschooling. Alte Rollenbilder drohen zur neuen Regel zu werden. Die zusätzliche Betreuungsarbeit lastet mehrheitlich auf den Schultern der Frauen. Für alleinerziehende Mütter und Väter ist die Corona-Pandemie eine besondere Belastungsprobe im Alltag. Auch treffen sie die finanziellen Einbußen durch die Kurz­arbeit oder den Verdienstausfall am härtesten.

Das Corona-Konjunkturpaket der Bundesregierung soll die sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie abfedern. Der Bonus von 300 Euro pro Kind ist ein sozial- und familien­politisches Signal. Für einkommensschwache und arme Familien reicht dieser einmalige Zuschuss allerdings nicht. Sie haben seit Monaten erhebliche Mehrbelastungen zu tragen, die sie nicht bewältigen können.

Die Diakonie Deutschland hat ein Familienpaket vorgeschlagen, das die finanzielle Unterstützung auf Familien fokussiert, die Leistungen nach dem Wohngeldgesetz, dem Kinderzuschlag oder Grundsicherungsleistungen erhalten. Die Diakonie Deutschland hatte hierzu pro Kind 80 Euro pro Monat empfohlen, um die verminderten Notfallhilfen sowie Zusatzkosten etwa für das Homeschooling auszugleichen. Die Anhebung des Entlastungsbeitrags für Alleinerziehende von 1908 Euro auf 4000 Euro ist grundsätzlich positiv. Die Alleinerziehenden, die keine oder nur geringe Steuern zahlen oder auf Sozialleistungen angewiesen sind, werden dadurch allerdings keine Entlastung erhalten. Hier wären direkte finanzielle Hilfen das bessere Instrument.

Dennoch ist das Konjunkturpaket ein Maßnahmenbündel, das positiv zu bewerten ist. Dies macht auch der beschlossene Digitalisierungsschub deutlich: Das Homeschooling ist eine Frage der Bildungsgerechtigkeit. Die Diakonie setzt sich dafür ein, dass Kinder von Eltern im Grundsicherungsbezug einfach und un­bürokratisch Computer und WLAN erhalten können müssen. 150 Euro dafür sind weniger als knapp ­bemessen.

Ein Thema, das durch die Pandemie verstärkt wird, ist häusliche Gewalt. Die Technische Universität München veröffentlichte eine Studie, nach der es in Familien zu einer Häufung von Gewalt gekommen ist. Hilfe suchen die betroffenen Frauen und Kinder in Frauenhäusern. Derzeit gibt es 6800 Plätze in Deutschland. Nötig wären mehr als doppelt so viele. In der Pandemie arbeiten die Frauenberatungs­stellen und Frauenhäuser unter erschwerten Bedingungen. Vielerorts werden alternative Schutzunterkünfte eingerichtet – in Ferienwohnungen, Hotels und Gemeinschaftsunterkünften. Für die Beratung und Betreuung sind aber zusätzliche personelle Ressourcen dringend nötig.

Maria Loheide ist Vorstand ­Sozialpolitik der ­Diakonie.

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