Der AfD schadet vor allem Hoffnung

von Klaus Koch

Klaus Koch

Vor Wahlen verweisen Politiker gerne auf ihre Verdienste. Doch das ist wenig zielführend. Die Menschen wählen nicht wegen Vergangenem, sie blicken in die Zukunft. Die Verdienste von Bundeskanzler Brandt in der Ostpolitik oder die des Einheitskanzlers Kohl veranlassen in Ostdeutschland kaum noch jemanden, SPD oder CDU zu wählen. Die evangelische Kirche hat die gleiche Erfahrung gemacht. Obwohl sie wesentlich zur deutschen Einheit beigetragen hat, ist die erhoffte neue Kirchlichkeit im Osten nicht eingekehrt.

Bei den Wahlen am vergangenen Sonntag in Brandenburg und Sachsen hat sich nun gezeigt, was passiert, wenn Menschen niemandem mehr zutrauen, Zukunft zu gestalten: Sie protestieren und provozieren. Denn es ist kaum wahrscheinlich, dass die Menschen in den beiden Bundesländern glauben, die – vor allem, aber nicht nur im Osten – von Rassismus zerfressene, die Demokratie und Europa verachtende AfD sei die Zukunft. Doch die Menschen sehen auch kaum eine andere Partei, die das sein könnte.

Den Menschen in Ostdeutschland wurden in den vergangenen drei Jahrzehnten viele Veränderungen zugemutet. Und immer, wenn es ihnen dadurch schlechter ging, hieß es, die Landschaften würden bald blühen, alles werde gut. Doch das wurde es nicht. Viele Ostdeutsche sind es leid, nun schon in zweiter Generation nach der Wende vertröstet zu werden. Dadurch haben die Parteien des Westens viel Kredit verspielt. Den gewinnen sie nicht zurück, indem sie den Wählern erklären, welch üble Gesellen die AfDler sind. Stattdessen müssen sie den Menschen zuhören, ihre Ängste ernst nehmen und Perspektiven aufzeigen. Denn das beste Mittel gegen die AfD sind Menschen mit Hoffnung in ihre Zukunft.

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