Corona-Wissen und Corona-Handeln

von Hartmut Metzger

Hartmut Metzger

Am vergangenen Wochenende hat das Robert-Koch-Institut (RKI) erstmals seit vier Monaten mehr als 2000 Neuinfizierte gemeldet. Anfang April lag diese Tageszahl noch über 6000. Nach einem halben Jahr des unfreiwilligen Zusammenlebens mit dem Virus wissen wir aber bereits eine ganze Menge über unseren Begleiter – insbesondere woher die neuen Corona-Fälle kommen und was man dagegen unternehmen kann. So macht eine neue RKI-Studie die steigenden Fallzahlen nur zum Teil an den Reiserückkehrern und vor allem an den Feiern im ­Familien- und Freundeskreis fest.

Die Studie, die mehr als 55000 oder 27 Prozent der Infizierten erfasst, besagt: In Deutschland stecken sich die meisten im privaten Umfeld an und nur wenige in Schulen, Büros und Restaurants. Neben den Privathaushalten (3,2 Infizierte pro Ausbruch) spielen Alten- und Pflegeheime eine große Rolle. Bei einem Ausbruch stecken sich dort fast 19 Personen an, in Flüchtlingsheimen 21. Mit einiger Vorsicht zu genießen ist die Zahl von 31 Ausbrüchen und 150 Infektionen in den Schulen, weil die Studie die Zeit seit den Sommerferien noch nicht erfasst.

Eigentlich bestätigt das RKI, was alle schon wissen könnten: Das Übertragungsrisiko steigt mit der Nähe des persönlichen Kontakts und der gemeinsamen Verweildauer in geschlossenen Räumen. Es sinkt durch das Einhalten der Abstands- und Maskenregeln sowie an der frischen Luft. Das zeigt die Entwicklung der Fallzahlen in Alten- und Pflegeheimen sowie in Gaststätten und Hotels. Dass es nach dieser Studie nicht mehr zu großen Familienfeiern oder gar zu Urlaubsreisen in Risikogebiete kommen sollte, steht außer Frage. Aber die menschliche Unvernunft fordert spürbare Grenzen ein.

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