Aufstehen gegen die rechte Minderheit

von Florian Riesterer

Florian Riesterer

Der Mord von Halle, jetzt Hanau: Wieder hat ein Täter aus rassistischen, rechtsradikalen Motiven zugeschlagen, wieder war der Staat machtlos. Denn wieder tritt der Täter vorher nicht in Erscheinung gegenüber den Behörden. Wieder ist es eine unauffällige Person, die ihre kruden Verschwörungstheorien ­allenfalls im Internet kundtut. Hier dem ­Täter habhaft zu werden, heißt, die Nadel im Heuhaufen zu suchen. Zu viel Hass ist schon im Netz, zu viel verbale Gewalt. Da ist es schwer, den Hetzer zu finden, der Ernst macht. Wenn künftig soziale Netzwerke ­auffällige Einträge im Netz an die Polizei melden sollen, wie dies Justizministerin Christine Lambrecht möchte, wer wird ­dieser Flut Herr werden?

Denn das braune Gift hat längst in der Gesellschaft gewirkt. Es ist müßig, zu streiten, welchen Anteil die AfD an Gewalttaten wie der in Hanau letztendlich hat. Unbestritten bleibt: Diese Partei hat tendenziös rechte Aussagen salonfähig gemacht. Das wird man doch noch sagen dürfen. Allerdings liegt der Erfolg des rechten Gedankenguts nicht nur darin, dass sie Parteigrenzen aufweicht, wie zuletzt in Thüringen, weil es dem eigenen Vorteil nutzt, weil auf Wähler geschielt wird. Nein, das Gift wirkt auch durch den mangelnden Widerstand der Bevölkerung.

Aus Gleichgültigkeit, vielleicht auch schon aus Angst, sagen zu wenige, dass sie rechtes Denken ablehnen, schweigen zu viele. Und die schweigende Mehrheit bestärkt zusammen mit rechten Lautsprechern jene, die sich im Recht wähnen. Wer sich jetzt aber zurückzieht, beschädigt die Demokratie, ­fördert das Diktat einer lauten Minderheit. Mahnwachen und Gebete nach Morden sind das eine. Das andere ist, genau zuzuhören – und vor allem zu widersprechen.

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