Schad: Erst Einheit vollendet Reformation

Kirchenpräsident und Bischof diskutieren im Vorfeld des gemeinsamen Kirchentags über die Ökumene

Wollen das Jubiläum 500 Jahre Reformation gemeinsam feiern (von links): KIRCHENBOTE-Chefredakteur Hartmut Metzger, Bischof Karl-Heinz Wiesemann, Kirchenpräsident Christian Schad und „Rheinpfalz“-Chefredakteur Michael Garthe. Foto: Landry

Das Reformationsjubiläum 2017 soll nach den Worten von Kirchenpräsident Christian Schad in der Landeskirche in ökumenischer Weite gefeiert werden. Die 1517 durch Martin Luther angestoßene Reformation sei ein ökumenisches Ereignis gewesen, sagte Schad bei der Veranstaltung „500 Jahre Reformation“ von KIRCHENBOTE und „Rheinpfalz“ in der Speyerer Gedächtniskirche. Die Reformatoren hätten keine neue Kirche gründen, sondern die eine Kirche reformieren wollen. Deshalb sei die Reformation erst vollendet, wenn die Kirchen ihre Einheit wiedergewonnen hätten.

Das Jubiläum solle als Aufbruch hin zu Christus gefeiert werden, sagte Schad. In ihm zeige sich die Güte Gottes. Christen seien daher verpflichtet, mit ihren Unterschieden so umzugehen, dass sie den Glanz der Gnade Gottes nicht verdunkelten. Deshalb habe er mit Bischof Karl-Heinz Wiesemann verabredet, 2017 am zweiten Sonntag in der Passionszeit in der Abteikirche Otterberg einen ökumenischen Versöhnungsgottesdienst zu feiern.

Als einen Punkt, bei dem Unterschiede deutlich werden, nannte Schad Ehen zwischen Katholiken und Protestanten. Sie seien Keimzellen der Verbundenheit zwischen den Kirchen. Aber obwohl seit 40 Jahren die Möglichkeit einer gemeinsamen Trauung bestehe, werde diesen Paaren das gemeinsame Abendmahl immer noch verwehrt. Das schmerze viele. Deshalb müsse gerade für diese Menschen nach Formen wechselseitiger eucharistischer Gastfreundschaft gesucht werden.

Die Kirchen seien keine Konkurrenten, die sich in Verhandlungen etwas abringen, sagte Bischof Wiesemann. Katholiken und Protestanten lebten zwar in unterschiedlichen Kirchenmodellen, sollten sich jedoch am gemeinsamen Reichtum des Glaubens freuen. So rückten die unterschiedlichen Wurzeln zusammen und könnten zusammenwachsen. In einer säkularen Gesellschaft sei das gemeinsame Christusbekenntnis der Kirchen unverzichtbar.

Schad und Wiesemann betonten die Bedeutung des ökumenischen Leitfadens, den beide beim Kirchentag an Pfingsten unterzeichnen. Der Leitfaden soll gewährleisten, dass bei sich verändernden kirchlichen Strukturen das in der Ökumene Erreichte bewahrt und weiterentwickelt wird. „Der ökumenische Weg ist der Weg der katholischen Kirche“, sagte Wiesemann. koc

Unsere Thesen zur Reformation

„Aus Liebe zur Wahrheit – Speyerer Thesen zur Reformation“ heißt die Reihe zum 500. Jahrestag des Thesenanschlags Martin Luthers, die 2009 in Speyer gestartet wurde. Die Chefredakteure von KIRCHENBOTE und „Rheinpfalz“ haben auch zur zwölften Veranstaltung Thesen formuliert.

Hartmut Metzger zitiert aus dem Leitfaden des Ökumenischen Kirchentags, den Bischof Karl-Heinz Wiesemann und Kirchenpräsident Christian Schad an Pfingsten in Speyer unterschreiben werden. Die drei fundamentalen Gemeinsamkeiten aller Christen:

1. Wir bekennen uns zu Einem Herrn. Jesus Christus ist unser gemeinsames Fundament. In ihm begegnet uns Gott, der die Liebe ist. Indem wir uns selbst als Christen bezeichnen, bekennen wir: Jesus Christus ist der Herr, ihm folgen wir nach. 

2. Wir teilen Einen Glauben. Uns verbindet der Glaube an den dreieinigen Gott, den wir als unseren Vater im Himmel anrufen, der sich uns in Jesus Christus offenbart hat und der im Heiligen Geist in uns wohnt. Diesen Glauben drücken wir gemeinsam im Glaubensbekenntnis aus.

3. Wir sind verbunden durch Eine Taufe. Durch die Taufe sind wir in die Gemeinschaft mit Jesus Christus hineingenommen. Sie macht uns zu Gliedern seiner Kirche, seines Leibes in der Welt. Sie ist das sakramentale Band der Einheit, das uns mit ihm und untereinander verbindet.

Michael Garthe formuliert daraus Ziele für die Kirchengemeinden:

1. Uns Christen eint viel mehr als uns spaltet: der Glaube an den einen, dreieinigen Gott, die Taufe, unsere Vorstellung von der Würde des Menschen. Was uns eint, darf uns aber nicht träge machen in unserem Willen und unserer Anstrengung, das zu überwinden, was uns spaltet: an erster Stelle die Trennung am Tisch des Herrn und in der Gottesdienstordnung.

2. Die Pfalz hat die denkbar besten Voraussetzungen für überkonfessionelle Gemeinsamkeit: das deckungsgleiche Kirchengebiet von Bistum und Landeskirche, dessen überschaubare Größe und die fast gleiche Anzahl von Katholiken und Protestanten. Lassen Sie uns Pfälzer Christen gemeinsam die mutigen Vorreiter der Ökumene in Deutschland sein.

3. Bistum und Landeskirche reduzieren ihr pastorales Angebot. Mehr Zusammenarbeit bei den Gottesdiensten drängt sich auf. Wenn die Amtskirchen ihr ökumenisches Angebot nicht ausweiten, werden immer mehr Christen sich ihre eigene Ökumene schaffen und das pastorale Angebot konfessionsübergreifend nutzen.

Wunsch nach einem gemeinsamen Abendmahl

Umfrage unter Besuchern der Diskussion – Presbyterin setzt Ultimatum für den übernächsten Kirchentag

In einer Umfrage des KIRCHENBOTEN unter 19 Besuchern der Diskussion bekundeten die meisten, ihnen habe sich dadurch eine neue Perspektive konfessioneller Einheit erschlossen. „Ich habe jetzt die Hoffnung, dass eines Tages die beiden Konfessionen zusammenkommen“, sagte die Protestantin Hilde Wolf aus Lachen-Speyerdorf. Der Katholik Eberhard Jordan aus Neustadt meinte, ihn habe überrascht, dass mit Bischof Wiesemann und Kirchenpräsident Schad zwei regionale Kirchenführer das mutige Ziel ansteuerten, die Ökumene in ganz Deutschland voranzutreiben.

„Es ist nicht einfach für Wiesemann, eine solche Position zu vertreten und sich so weit aus dem Fenster zu lehnen, sagte der Katholik Franz-Josef Berg aus Landau. Mehrere Befragte bescheinigten dem Kirchenpräsidenten und dem Bischof eine hohe persönliche Glaubwürdigkeit. „Das nimmt man beiden ab, dass sie dieses Miteinander üben und leben“, meinte Almut Scherer-Martin aus Frankenthal. Man merke ihr aufrichtiges Bemühen, eine stärkere gemeinsame Linie zu finden, war der Eindruck von Franz Rothmund aus Fußgönheim.

Andere kritisierten, beim Ökumenischen Kirchentag an Pfingsten in Speyer könnten beide Kirchenleitungen dieser Initiative mit einem gemeinsamen Abendmahl von Katholiken und Protestanten Nachdruck verleihen – und täten es nicht. „Schon wieder kein gemeinsames Abendmahl!“, schimpfte die Protestantin Herta Stoll aus Ludwigshafen. „Meine Ungeduld ist doch begründet: Irgendwann muss das endlich passieren!“, forderte der Katholik Norbert Stuck aus Lambsheim. Presbyterin Sabine Mayer aus Ludwigshafen setzte ein Ultimatum: „Dann soll es das gemeinsame Abendmahl spätestens beim übernächsten Ökumenischen Kirchentag geben.“

Skeptisch beurteilte Margot Nagel-Nerlich aus Wachenheim die Einheitssehnsucht. „Was nützt es, wenn zwei regionale Kirchenchefs sich einig sind und Rom nicht?“, fragte die Protestantin. Optimistischer zeigte sich Horst Eicher aus Fußgönheim. Weil die Chemie zwischen beiden Männern stimme, könnten sie die Ökumene-Initiative erfolgreich in Gang setzen. „Sonst werden noch Jahre ins Land gehen.“ dob

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