Die Musik und das liebe Geld

Folge 2: West-Ost-Gefälle im Förderverhalten für die kirchenmusikalischen Angebote in der Landeskirche

Spitzenleistungen auch dank Förderverein: Die Jugendkantorei führte zum Reformationsjubiläum Bachs h-Moll-Messe auf. Foto: Landry

Zum Lobe Gottes sollte bekanntlich das Beste gerade gut genug sein. Und Bestes ist auch in der musikalischen Verkündigung nicht für den sprichwörtlichen „Gotteslohn“ erhältlich. Der „dialektische“ Kalauer „Spiele Sie fa Gott oder fa Geld?“ hat längst einen Bart und selbstverständlich: Auch der Fagottspieler im Orchester muss seine Brötchen kaufen, will er nicht darben. Wir spinnen ihn also noch etwas weiter, den Ariadnefaden durchs Labyrinth der materiellen Brünnlein, aus denen sich die Kirchenmusik notgedrungen speist.

Was in Teil 1 der Ausführungen (KIRCHENBOTE 4, Seite 17) um die Bezahlbarkeit des Klanglichen, das den kirchlichen Alltag spirituell, festlich und auf hohem künstlerischen Niveau begleitet, zutage trat: Ohne Fördervereine wären die vielerorts recht ambitionierten Kirchenmusiken kaum zu stemmen.

Eine weitere Beobachtung: Es gibt ein Gefälle zwischen westlicher und östlicher Landeskirche. Die in Pirmasens, Zweibrücken, St. Ingbert befragten Vereinsvorstände bekundeten durchweg, dass Beiträge der meist um die 50 Mitglieder eher niedrig angesetzt werden müssten. Auch die spontane Spendenbereitschaft halte sich in Grenzen. Andreas Rummel, der Fundraising-Zauberer von Miesau und Gries, würde hier vehement widersprechen. Er will von solcher Stigmatisierung nichts wissen.

Dennoch: Schaut man beispielsweise nach Landau, wo sich im November 2015 der „Förderverein für die Kirchenmusik an der Stiftskirche“ formierte und in kürzester Zeit rund 160 Mitglieder rekrutierte, erhärtet das den Eindruck. Bereits rund 5500 Euro an Zuschussgeldern wurden ausgeschüttet, dennoch verfügt der junge Verein aktuell über eine fünfstellige Summe auf dem Konto. Sein Vorsitzender, Ulrich Sarcinelli, lenkt das Augenmerk explizit auf die Lobbyfunktion inhaltlicher Art: „Kirchenmusik ist ein Grundbaustein der Verkündigung. Kein anderes Medium kann Menschen, durchaus auch kirchenferne, derart unmittelbar und emotional an das Wort Gottes heranführen. Sie ist ein unverzichtbares Bindeglied zwischen Kirche und Gesellschaft. Deshalb müssen wir ihre Entfaltung tatkräftig unterfüttern.“

Im Nachbardekanat Bad Dürkheim stehen gleich drei Körperschaften für die gute Einbettung der Kirchenmusik ins kulturelle Leben der Kurstadt. Ein Förderkreis existiert seit den späten 1980er Jahren (seit 2000 als eingetragener Verein), die Stiftung, zu üppigen Zeiten etabliert, garantiert ein Stück weit Unabhängigkeit vom Gemeindeetat. Und schließlich gibt es noch ein Kuratorium aus der Bürgerschaft, das sich speziell um Spenden und Sponsoren bemüht. So kommt es, dass der Konzertkanon an Schloss- und Burgkirche mit ganzen 27 Veranstaltungen prunkt, wie Bezirkskantor Johannes Fiedler für 2018 kundtut.

Fast etwas aus dem Rahmen fällt die Kirchenmusik an der Gedächtniskirche Speyer, die bislang gänzlich ohne Förderverein operiert. Hier sind die Kantoreimitglieder einmal im Jahr aufgefordert, mit einem Obolus in zweistelliger Höhe das Budget etwas aufzuhübschen. Eine fühlbare Finanzspritze beschert zudem nach Auskunft von Kirchenmusikdirektor Roland Sattelberger das stets ausverkaufte Silvesterkonzert des „Rennquintetts“. Rund 6000 Euro Reinerlös beschert das Highlight kurz vor dem Feuerwerk alljährlich. Und auch das „Adventskonzert bei Kerzenschein“ – ein Format, das zur Nachahmung wärmstens empfohlen sei! – füllt Bänke und Spendenkörbchen alle Jahre wieder prachtvoll.

Gleichwohl: Im westlichen Teil der Landeskirche pflegt man die Kirchenmusiken nicht minder ambitioniert. Bezirkskantor Stefan Ulrich in Homburg, der auch Mitglied im Vergabeausschuss für landeskirchliche Fördermittel ist, lobt die meist unbürokratische Unterstützung durch seine Kirchengemeinde. Und freut sich obendrein angesichts eines tätigen Fördervereins, der seit 1996 bei größeren Konzerten, Notenbeschaffung, aber auch schon beim Erwerb der Truhenorgel segensreich in die Bresche springt.

Abschließend noch ein Blick in den landeskirchlichen Olymp: Rund 200?000 Euro hat der Freundeskreis der Evangelischen Jugendkantorei der Pfalz in den 22 Jahren seines Bestehens für Kon­zerte, Tourneen, Förderstipendien und Instru­men­ten­kauf aufgebracht. Allein 20?000 Euro stellte das Fördergremium unter Vorsitz von Ruhestandspfarrer Ralf Piepenbrink für die hochkarätig besetzten Aufführungen der Bach’schen h-Moll-Messe zum Reformationsjubiläum im vergangenen Jahr zur Verfügung.

Denn auch der Konzertchor Jugendkantorei, Aushängeschild der Landeskirche, mehrfacher Preisträger bei nationalen wie internationalen Wettbewerben, ist nicht seiner Leistungsanforderung gemäß finanziell ausgestattet. „Weder Tonträgeraufnahmen noch Konzertreisen noch besondere Konzertprojekte – etwa das „War Requiem“ von Benjamin Britten 2013, Zubrot des Förderkreises: 25?000 Euro – wären realisierbar ohne diese Unterstützung“, so der künstlerische Leiter, Landeskirchenmusikdirektor Steuerwald.

Und wie schafft’s der Fanclub mit seinen 140 Mitgliedern? Ralf Piepenbrink verrät es: Sektbar in den Konzertpausen – längst kein Tabu mehr im Kirchenraum; Waffelstand beim Weinstraßentag Ende August – „ein echter Renner“; und nicht zuletzt eine gute Handvoll „Goldener Mitglieder“ – die zahlen Minimum 500 Euro Jahresbeitrag. Und dürfen dafür auch über einen „roten Teppich“ schreiten, wo immer sie im Konzert auftauchen und vor allem: die allerherrlichste Musik genießen. Zum Lobe Gottes gerade das Beste! Gertie Pohlit

Kein Geld aus Orgelstiftung für die Pfalz

Im Jahr 2014 wurden Orgelbau und Orgelmusik in die Liste des Immateriellen Weltkulturerbes aufgenommen. Das richtete den Fokus auf Deutschland, das sich einer überaus üppigen Orgellandschaft erfreut.

Rund 50?000 Instrumente listet die Vereinigung der Orgelsachverständigen in Deutschland auf. Und rund 2000 Fachkräfte sind in immerhin 400 handwerklichen Orgelbaubetrieben mit Neubau, Restaurierung, Umgestaltung oder Sanierung beschäftigt. Allesamt Maßnahmen, für die in der Regel zwischen fünf- und siebenstellige Summen aufzubringen sind.

Seit 2008 gibt es die am EKD-Sitz Hannover verortete „Stiftung Orgelklang“, deren Satzungszweck im Erhalt beziehungsweise in der Wiederherstellung schützenswerter historischer Orgeln liegt. Mit 500?000 Euro Einlagevermögen hat die Evangelische Kirche in Deutschland die Stiftung 2007 ausgestattet. Die Fördergelder werden aus Erträgen und Spenden bestritten und beziehen sich ausnahmslos auf Maßnahmen der Erhaltung.

155 Instrumente wurden bislang bedacht. Dabei fällt auf, dass der überwiegende Anteil der Zuschüsse sich auf die neuen Bundesländer konzentriert. Thüringen führt die Liste mit 34 Bewilligungen an, gefolgt von Sachsen (26), Sachsen-Anhalt (23), Brandenburg (15) und Mecklenburg-Vorpommern mit neun Bezuschussungen.

Rheinland-Pfalz liegt mit sechs Fördermaßnahmen – alle Instrumente in Rheinhessen – im unteren Drittel. In der pfälzischen Landeskirche hat bislang kein Projekt die Stiftung erreicht. Anträge nebst ausführlicher Dokumentation der geplanten Maßnahme nimmt der Vergabeausschuss jeweils bis zum Stichtag 30. Juni für das folgende Kalenderjahr entgegen. Info: www.stiftung-Orgelklang.de. gpo

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