Überlegungen zum Klimaschutz zahlen sich aus

Hambach und Neuhofen bundesweit einzige Kirchengemeinden mit finanzieller Förderung anlässlich der Nationalen Klimaschutzinitiative

Soll künftig auch durch Pellets aus Weintrester beheizt werden: Der Pauluskindergarten in Hambach. Foto: LM

Vorreiter: Seit zehn Jahren schmücken Solarzellen die Hambacher Pauluskirche. Foto: LM

Ob Heinrich Bedford-Strohm, Ratspräsident der Evangelischen Kirche in Deutschland, demnächst einen Blick auf die Energieversorgung der Kirchengemeinden Neuhofen und Neustadt-Hambach wirft, ist noch nicht sicher. Fest steht aber: Die beiden Kirchengemeinden sind in den Jahren 2016 und 2017 bundesweit die einzigen, die neben 28 vornehmlich kommunalen Projekten und Betrieben anlässlich der Nationalen Klimaschutzinitiative vom Bundesumweltministerium für ihre Klimaschutzprojekte gefördert werden – mit zusammen knapp einer Million Euro (wir berichteten in KIRCHENBOTE 6, Seite 4).

Wie viele Kirchen sich zumindest beworben haben, diese Frage konnte das Bundesumweltministerium bis Redaktionsschluss nicht beantworten. Der Grund für den Mangel an Kirchengemeinden bei den bezuschussten 30 Projekten könnte allerdings in den anspruchsvollen Förderbedingungen liegen, sagt Sibylle Wiesemann, Klimaschutzmanagerin der Landeskirche. Sie hat sich um die Anträge gekümmert. „In der Projektskizze soll Innovationskraft stecken, sie soll Modellcharakter haben“, sagt Wiesemann. So etwas zu finden, sei nicht immer einfach. Zum Zweiten sei der Zeithorizont von der Ausschreibung der Förderrunde Anfang Januar 2017 bis zum Abgabezeitpunkt Mitte April denkbar kurz. Um in dieser Zeit ein Erfolg versprechendes Konzept einreichen zu können, müsse man eigentlich schon ein Projekt im Hinterkopf haben, so wie in den Fällen Neu­hofen und Hambach. Sonst könnten das Pfarrer und Presbyterium vor dem Hintergrund des ohnehin schon großen Verwaltungsaufwands kaum schaffen.

In Hambach sind der Kirchengemeinde schon seit Jahren die hohen Ausgaben für die Energie ein Dorn im Auge. 27000 Euro für Strom und Gas bezahlt Pfarrer Ludger Mandelbaum jährlich für Kindergarten, Büroräume, Pfarrhaus und Kirche mit Unterkirche. Dem stehen 65000 Euro an freien Mitteln aus der Kirchensteuer gegenüber. Immer wieder mal wurden die Energiekosten gesenkt, durch stromsparende Lampen in der Unterkirche, thermostatgeführte Heizungen und die Dämmung der Speicherdecke im Pfarrhaus. Auch die mittlerweile zehn Jahre alte Fotovoltaikanlage auf Kindergarten und Kirche trug dazu bei. Im vergangenen Jahr gründete sich das Umweltmanagementteam „Grüner Gockel“. Denn die Heizungen sind in die Jahre gekommen, was fehlte, war ein energietechnisches Gesamtkonzept.

Mandelbaum weist darauf hin, wie wichtig es ihm war, bei der Diskussion um die Tresterpellets das Presbyterium einzubinden. Schließlich wolle er der Kirchengemeinde kein Kuckucksei ins Nest legen, wenn er in wenigen Jahren als Pfarrer aufhöre. Wegen des Projekts hat er seinen Ruhestand ein Jahr nach hinten geschoben. Zusammen besichtigte man die Anlage der Firma Agro­science, Gemeindemitglieder hielten zum Thema Energie Vorträge und stellten Vor- und Nachteile einer Tresterpelletheizung vor. Das Thema sei auch ein geistliches, sagt Mandelbaum. „Es geht um die Frage, was ich als Mensch an Energie brauche und wo ich mich beschränken kann“, sagt Mandelbaum. Ein weiteres Gemeindemitglied begleite die Finanzplanung. Zugestimmt, das Fördergeld anzunehmen, hat das Presbyteriums bereits. Durch intelligenteres Heizen könnten Räume künftig besser genutzt werden, im Zuge der Anlage eines Erdbunkers für die Pellets soll der gesamte Kirchplatz umgestaltet werden.

Angesichts der großzügigen Förderung könnte man annehmen, dass sich Sibylle Wiesemann vor Anfragen kaum retten kann, schließlich können bis Mitte April weitere Gelder beantragt werden. Sie habe aber bisher noch nichts diesbezüglich auf dem Schreibtisch, sagt die Klimaschutzmanagerin. Was auch daran liegen könnte, dass die Förderung nur 80 Prozent abdeckt. 120000 Euro muss Hambach selbst aufbringen.

Und Arbeit gibt es genug: So sucht die Kirchengemeinde gerade einen geeigneten Kesselhersteller für die Tresterpellets. Und auch in Neuhofen müssen die Ärmel hochgekrempelt werden, will man mit Solarthermie und Brennwert-Holzpelletofen ein klimafreundliches Nahwärmenetz schaffen. Rund 550000 Euro gibt es dafür. Pfarrer Ralph Gölzer hat zumindest schon einmal Bedford-Strohm für Neuhofen als Schirmherrn angefragt. Florian Riesterer

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